Hallo,
Ihr seid sicher schon gespannt darauf, was das war…also:

Erik, dessen 14-jähriger Sohn Christoph ihm zu Ostern das Seiltragen abnahm, weil er den Vater als zu langsam empfand, suchte ein Kompensationserlebnis und ich wollte mich über Himmelfahrt etwas bewegen, wo genau war mittelklar. Zur Auswahl stand eine Winterraumtour über dem Val Ferret oder eine Winterraum- und Campingtour im Muverangebiet. Mit letzterem habe ich schon den ganzen Winter geliebäugelt, da es dort viel Schnee gegeben hat.

Muveran - noch nie gehört? Das ist da:
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In letzter Minute konnten wir noch einen Fotografen namens F. Bauer dazu gewinnen, so dass das ganze Unternehmen eine einmalige Dokumentation erhalten hat. F. Bauer stellte sich nicht nur als hervorragender und gewissenhafter Fotograf heraus sondern auch als sehr respektvoller und einsichtiger Begleiter. Leider konnte er der Aufgabe, die Christoph übernommen hatte, nicht immer nachkommen, vor allem jedoch, da Erik dies nicht zuließ.

Glücklicherweise hatte am letzten Mittwoch die Straße nach Derborence, 1462m, nach der Wintersperre wieder geöffnet und die Fahrt darauf ist ein Abenteuer für sich. Für Leute die es nicht bereichernd finden schmale steile Strassen mit engen Kehren und senkrecht hunderte Meter abfallenden Hängen als Beifahrer im Campingbus zu befahren: im Dunkeln machen.

Die erste Tour zum Tête Tsernou bestätigte zwei Annahmen: 1. es gibt noch viel Schnee, die Tragepassage ist ca 5 Minuten am See entlang. 2. Seniorenskitouren


















Am nächsten Tag ging es ins Abenteuer: noch mal hinauf in den Col du Brotzet, hinten hinunter über den Pas de la Cavagne zum Col d’Essets. Kletterern dürfte das nicht unweit liegende Solalex ein Begriff sein mit dem Miroir d’Argentine.

Diesen haben wir jedoch nicht gesehen, da wir über den oben genannten Col ins Tal südlich der Argentine bis nach La Vare abgefahren sind. Von dort stiegen wir über Rampen hinauf zur Cabane de Plan Névé, der Hütte, von der wir nicht ganz sicher wussten, ob sie offen und wintertauglich ist. Bei Besichtigung stellte sie sich als beides heraus. Sofort wurden größere Baumaßnahmen im Schnee eigeleitet - eine Treppe zur Eingangstüre und ein Weg und eine Treppe zur Aussentoilette. Auf Wunsch einer einzelnen Dame wurde hernach ein Sofa eingerichtet mit Blick talauswärts auf den Genfer See. Den weiteren Nachmittag langweilten wir uns mit essen, trinken, sonnenbaden und Alpendohlen füttern.












Am nächsten Morgen stand uns der wie sich später herausstellte einzige alpinistische Highlight der Tourentage bevor, der Col Du Pacheu, eine Überquerung durch eine Rinne nördlich des gleichnamigen Gipfels, die eine kurze Tragepassage verlangte.

Nach bravouröser Meisterung dieser folgte eine Abfahrt Richtung Pro Fleuri und ein Aufstieg in den Col de la Forcla und eine Abfahrt nach Les Outannes und ein Aufstieg zur Cabane Rambert, der Hütte, von der wir sicher wussten, dass sie offen ist und einen Winterraum hat. Ausnahmsweise jedoch war die Hütte samt Winterraum geschlossen, da sie einen Blechanbau von zweifelhafter Schönheit bekommen hatte, der erst feierlich eröffnet werden muss. So folgte eine Abfahrt Richtung Les Outannes, ein Aufstieg auf den Col de la Forcla und eine Abfahrt über Pro Fleuri nach Derborence, wo wir mit ziemlicher Sicherheit wussten, dass das Campingmobil stand.







Drei positive Seiten hatte diese Planänderung: 1. wir hatten einen guten Grund nicht die teils 50° steile Südflanke des Grand Muveran befahren zu müssen, die als alpinistischen Highlight eingeplant war. 2. Wir konnten durch einen Standortwechsel nach Ovronnaz noch eine andere Seite des Gebiets kennenlernen. 3. Ich musste keine Nudeln mehr tragen

Google Maps führte uns dorthin über eine Straße, die für Leute, die es nicht bereichernd finden, sehr schmale sehr steile Strassen mit sehr engen Kehren in Weinbergen mit Campingbussen (als Beifahrer) zu befahren, unangenehm sein könnte.

Diesmal strebten wir als Gipfelziel den Nordgipfel des Grand Chavalard an. Kurz nach dem Losgehen hatten Erik und Flo einen Lifer (so nennen Ornithologen die im Leben erstmalige Sichtung einer Art), den Bartgeier. Für mich war es ein Retick (so nennen Ornithologen die wiederholte Sichtung einer Art: Tick ist das Häkchen an der Artenliste.). Beglückt durch dieses Erlebnis schossen wir jugendhaft dem Ziel entgegen, unterstützt durch das etwas unangenehme innere Gefühl, das die schon um 10 Uhr sehr weiche Schneedecke auf teils sehr steilen NO-Hanglagen in uns auslöste. Sonst lösten wir nichts aus, verzichteten aber daraus folgernd auf den Gipfel und schossen ebenso jugendhaft aus den Hautes Fenêtres wieder hinab.







Fazit: Das Gebiet ist durchaus tourengeeignet und auch ohne entsprechende Begleitung seniorengeeignet.

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