Triftjigrat am Zermatter Breithorn – 28.09.2014 (Ansgar & Erik)

Diesen Sommer hat es noch nicht so richtig geklappt mit ernsthafteren alpinen Unternehmungen. Im August gab es zumindestens den Dent du Geant mit dem Rochefort-Grat. Ansonsten waren die üblichen Umstände immer im Wege. Ende September tut sich ein Schönwetterbereich auf. Leider geht aus Termingründen wieder nur das Wochende. Aufgrund der Anfahrt ganz allein aus Karlsruhe muss es dann doch eine ÖPV-Tour sein – ein Auto scheidet da aus. Mit dem Triftjigrat am Zermatter Breithorn steht eine passende Tour mit moderater Schwierigkeit und leichter Erreichbarkeit auf dem Programm. Warum also nicht?

Samstag 27.09.2014 mit der Bahn nach Zermatt und Biwak bei der Gandegghütte

Mit dem Zug geht’s um 6 Uhr in Karlsruhe los. Um 9 steigt Ansgar in Bern zu und bringt das Frühstück mit. Um kurz nach 11 sind wir schon in Zermatt. Nach Einkehrschwung im Zermatter Coop nehmen wir ganz faul die Bahn bis trockener Steg. Den Nachmittag verbringen wir mit dem Begutachten der Route, Kochen und Faulenzen. Nach dem Dunkelwerden können wir dann dem lebhaften Treiben am Hörnligrat folgen. Noch um 21 Uhr tauchen Glühwürmchen am Gipfel auf, die sich anschliessend nach unten bewegen. Es sind wohl einige Nordwandgeher unterwegs – wir können nicht glauben, daß Hörnligratbesteiger so lang noch unterwegs sind. Noch bis weit in die Nacht hinein bewegen sich die Lampen am Grat.

Sonntag 28.09.2014 Triftjigrat

Die Nacht ist nicht ganz so kalt wie befürchtet. So schaffen wir es, bis 5 Uhr zu schlafen. Dann gehts aber los. Alles schnell gepackt und gefrühstückt. Die Sachen werden in Richtung Bahnstation gebracht und wir kommen kurz nach 6 an der Gandegghütte vorbei. Von dort gehen wir auf den Unteren Theodulgletscher und peilen die Lücke oberhalb Kamelhöcker (Punkt 2982) an. Dort wird dann das Gelände etwas komplizierter – durch das Absinken der Gletscher tun sich große geröllige Rinnen auf. Zum Glück ist es aber schon hell und wir finden ganz gut durch.

Weiter auf dem Triftjigletscher stehen wir dann vor der Entscheidung, oben über die eisschlaggefährdeten Terassen oder unten herum zu queren. Es ist viel frischer Eisschlag zu sehen, zudem ist die untere Querung kaum weiter. So gehen wir untenherum,sicher die empfehlenswerte Variante. Weiter hinauf zum Triftjisattel geht es dann auf dem kleinen Gletscherrest empor. Ab hier gehen wir dann im harten Firn, vorher waren die Gletscher blank. Die Strecke zum Sattel empor ist nicht steil.


Breithorn Nordflanke


Oberhalb Triftjisattel


Blick hinüber zum Younggrat

Wir gehen nicht bis in den Sattel, sondern ziehen schon vorher in relativ gutem Trittfirn die Schneeflanke auf der linken Seite hoch. Der Bergschrund ist harmlos. Weiter oben ziehen wir dann nach links auf den Grat hinauf (ca. 45°) und gelangen endlich in die Sonne – zum Aufwärmen der Füsse und Hände ist das prima. Wir steigen in leichtem Fels weiter bis der Grat ganz flach wird. Nun den folgenden Schneehang nach links hinauf und wir kommen auf das untere Plateau. Von dort aus gibt es nur eine Möglichkeit, auf das Triftjiplateau zu gelangen. Wir steigen die kurze Steilstufe auf der linken Seite (ca. 40°) hinauf.


Am Ende der Felsen


Blick zur Gipfelflanke


Auf dem Triftjiplateau

Von hier aus kann man die eigentliche Gipfelflanke schon gut einsehen. Wir legen das Seil an und suchen uns den Weg durch einige Quer- Längs- und Kreuzspalten. Der Schnee wird immer tiefer, je flacher das Gelände wird. Es sind nur ein paar hundert Meter bis zur Gipfelflanke, aber die sind anstrengend. Wir müssen uns nun noch für den Weg durch die Gipfelflanke entscheiden. Geht es durch das große Couloir auf der linken Seite oder durch das kleine Couloir ganz rechts? Augenscheinlich geht beides – aber da der SAC-Führer eher die rechte Seite meint und der Bergschrund dort auch leichter zu queren ist, steigen wir hier hinauf. Sobald es steiler wird, kommen wir wieder in guten Trittfirn. Im Couloir kommen wir leider wieder in den Schatten. Weiter oben im Couloir steigen wir dann durch die Felsen nach rechts (45-50°) bis wir eine flachere Schneerippe erreichen. Diese führt uns nach links und wir gelangen nun wieder auf eine felsige, nur schwach ausgeprägte Rippe. Diese weiter hinauf und durch einige Felsen auf das Gipfelfirnfeld. Nun ist es nicht mehr weit und bald stehen wir etwas ausgepumpt auf dem Gipfel. Das nächste Mal vespern wir zwischendrin etwas mehr.


Am Bergschrund


Das Matterhorn schaut hervor


Im Couloir


Blick nach unten


Die letzten Meter in der Flanke


Auf dem Gipfelfirnfeld


Breithorn Gipfel

Die Gipfelsicht ist traumhaft – so klar ist es im Wallis selten. Leider weht hier oben dann doch ein Wind und so lässt sich die Gipfelrast nicht ausdehnen. Das Seil ist schnell drangemacht und wir laufen in Richtung Kleines Matterhorn. Auch jetzt wieder zieht sich der Weg dann doch – und die Mastenzahl des Schleppliftes verfünffacht sich ganz plötzlich. Aber so schlimm wie damals am Lyskamm ist es dann doch nicht. Ich kann gar nicht glauben, daß wir vor zwei Jahren nach der Lyskamm-Nordostwand noch die gesamte Überschreitung inclusive Castor gemacht haben. Das sieht ewig weit aus.

Hinunter zum Trockenen Steg sind wir schnell abgefahren. Dort holen wir unsere Sachen und machen uns etwas Stadtfein. Nach einem Einkehrschwung mit Pizza in Zermatt steigen wir dann halb sechs in die Bahn. Um 20 Uhr sind wir dann in Bern, um 23 Uhr steige ich in Karlsruhe aus.

Fazit:
Eine der schönsten Eistouren ist der Triftjigrat sicher. Die Route ist sehr abwechslungsreich und relativ einfach – zumindestens bei den guten Firnverhältnissen dieses Jahr. Und in Kombination mit einem preisgünstigen Zugticket (88€ für Hin- und Rückfahrt) ist auch die Anfahrt im Rahmen geblieben. Auch die geschlossene Hütte liess sich mit dem unproblematischem Biwak leicht verschmerzen – billiger war es auf jeden Fall.

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