Lyskamm NE-Wand des E-Gipfels (Neruda-Klucker-Route) 22.07.2012

Teilnehmer/innen: Ansgar, Erik

Das Wetter soll am Samstag noch schlecht sein. Für Sonntag aber sind richtig gute Verhätnisse und kalte Temperaturen vorhergesagt. Nach der letzten Tour zur Lenzspitze wollen wir uns etwas mehr vornehmen und ein Gipfelbucheintrag von Alex Dirigo (Welzenbachroute) verspricht Interessantes und gute Verhältnisse. Das feuchte Wetter der letzten Wochen hat sicher dazu beigetragen daß die meisten Nordwände noch in gutem Zustand sein müssten. Ob aber auch wir die Tour ohne Probleme packen ist noch nicht ganz klar.

Die Welzenbachroute (S+, mittlere Steilheit 55°) verläuft in einer angedeuteten Rinne in Fallinie des Ostgipfels auf der linken Seite einer Felsrippe. Über die Felsrippe läuft die Neruda-Klucker-Route die ein SS+ und Kletterschwierigkeit von IV-IV+ im Felsen aufweisen soll.

Samstags früh mit der ersten Bahn von Karlsruhe in Richtung Zermatt. In Bern steigt Ansgar zu. In Zermatt dann mit der Zahnradbahn auf den Rotenboden. Von dort über Wanderweg bis auf den Gornergletscher. Über den mit Stangen markierten Gletscher zur unteren Plattje. Über gesicherten Steig und an den Trümmern der alten Monte-Rosa-Hütte zur neuen Hütte (2883m). Unter der Hütte kann man die zutraulichen Murmeltiere beobachten.


Murmels unter der Hütte


So gehts Hüttenwirten die alle Leute in ein Lager stopfen und die anderen leer lassen – nur damit sie nicht putzen müssen. Selbst erlebt 2007.


Doch sie kriegen dann doch noch eine schöne neue Hütte

Den Rest des Nachmittages wird verschlafen und auf den Versuch der Beobachtung unseres Zieles gewidmet. Leider ist die Gipfelwand den ganzen Abend noch in den Wolken.

Die Nacht ist kurz und leider für Erik auch noch von Schlaflosigkeit gezeichnet. Um 2 Uhr ist Frühstück angesagt. Punkt 02.30 Uhr geht’s hinaus. Von der Hütte weg über den Moränenkamm zum Punkt 3109 und auf den Grenzgletscher. Auf dem Gletscher tritt Erik dann auch gleich in ein überfrorenes Wasserloch so daß der Schuh erst mal ausgeleert werden muss. Wir wollen nun nicht gleich das Ende der Tour ausrufen und erst mal zum Einstieg gehen. Auf dem Weg ist dann noch mehrmals Socken-Auswringen angesagt was eigentlich keine gute Voraussetzung für die Nordwand ist.

Im weiteren Verlauf gehen wir dann auf der Autobahn in Richtung Signalkupp weiter. Zuerst orografisch auf der rechten Seite und dann rechts des Punktes 3699 in das Gletscherbecken auf ca. 3700m. Im Bogen gelangen wir an den Wandfuss. Dort richten wir unser Material und steigen etwas rechts der Fallinie an der leichtesten Stelle über den Bergschrund (ca. 3850 m). Direkt über dem Bergschrund geht’s dann gleich auf dünner Schneeauflage zur Sache und wir queren gleich weiter nach links in die schwache Rinne links unterhalb der Felsrippe wo der Schnee ein wenig tiefer ist und die Waden nicht so arg brennen. Die Temperaturen sind dann doch sehr niedrig und Eriks Füsse sehr kalt was zu heiklen und langwierigen Aufwärmoperationen in der steilen Wand führt.


Hier ists noch ziemlich kalt


Ansgar in der Sonne


Links die Welzenbachrinne, rechts Neruda-Klucker

Ab 4100m geht’s bei uns etwas zäher voran und wir sind froh daß uns zwei nette Schweizer überholen die doch ein wenig mehr Dampf haben. In deren Spur geht’s dann leichter weiter. Ab 4150 müssen wir uns entscheiden ob wir den Schweizern in die Neruda-Klucker folgen oder in der Welzenbachroute bleiben sollen. Die Felsen sehen nicht so schwer aus, etwas Zeitreserve haben wir auch noch und wir schwenken nach rechts in die Felsen. Aufgrund der doch guten Schneeverhältnisse sind die Felsen dann doch nicht so schwer und wir können alles seilfrei gehen. Eine eisige Rinne und eine kurze Stufe mit Wassereis sorgen für erhöhten Adrenalinschub und für leichte Verkrampfungen beim Zupacken der Eisgeräte. Die Felsen haben wir dann hinter uns und recht langsam zuckeln wir dann über das Gipfeleisfeld auf den Ostgipfel.


Blick nach unten


In die Felsen


Welzenbachrinne und Seracs links


Seracs rechts


Gipfeleisfeld


Ansgar auf dem Ostgipfel

Ein Blick auf die Uhr zeigt uns daß wir doch ganz gut in der Zeit liegen. Es ist jetzt 10 Uhr und wir haben 7,5 Stunden gebraucht. Der geplante Weiterweg über den Westgipfel bis zum kleinen Matterhorn scheint uns machbar. Im Fall der Fälle könnten wir immer noch abbrechen und zu einer der vielen Hütten der Spaghettirunde absteigen.

Nach kleiner Pause geht’s im Auf und Ab über den Grat weiter und nach 45 Minuten sind wir am Westgipfel. Es ist prima gespurt so daß der Weg keine Schwierigkeiten aufweist. Vor 12 Uhr treffen wir dann am Felikjoch ein. Die 150 Höhenmeter zum Castor hinauf sind schon deutlich zäher aber beim Abstieg hinunter zum Zwillingsjoch nehmen wir wieder Fahrt auf. Unten wird angeseilt und am Pollux und Schwarztor vorbei. Hier wird der Schnee sumpfig und auch auf der Autobahn ists mühsam, besonders mit dem vielen Gegenverkehr aus großen Gruppen mit interessanter Anseiltechnik. Das Tempo wird auch immer langsamer, irgendwann stehen wir dann auf dem Breithornpass. Das kleine Matterhorn erscheint sehr nah aber um hinzukommen muss man einen Riesenbogen laufen. Kurz vor vier sind wir an der Station -schon auf dem Zahnfleisch gehend- und regenerieren uns etwas.


Auf dem Lyskamm Westgipfel


Auf dem Castor


Langer Weg zum kleinen Matterhorn

Alles eingepackt und die letzte Bahn um 16.30 Uhr wird genommen. Retour nach Bern und Karlsruhe wieder bequem mit der Bahn.

Fazit: Eine spannende Tour mit doch einigen Schwierigkeiten. Aufgrund der guten Verhältnisse war der Felsteil wohl leichter als im Führer beschrieben. Aufgrund der folgenden Überschreitung von Lyskamm und Pollux waren auch erhebliche Kraftanstrengungen nötig.

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