Tourenwochenende Averstal 14/15.01.2012 (Bericht Armin)
Ein mittlerweile fest im Kalender vermerkter Termin ist das zweite Januar-Wochende mit der DAV-Skitouren-Gruppe.
Trotz Pflichtprogramm mit Samstag im Herbst bei Pieps-Suche im Laub, der Aussicht auf volle Lager und ebenfalls als Pflichtveranstaltung anzusehender Planungs-Mittwoch platzte neben der Anmeldeliste auch die Warteliste aus allen Nähten.
Letztendlich konnten angesichts der ausreichenden Anzahl an "Tourenführer/innen" dann doch insgesamt 36 Teilnehmer Richtung Juf ins schöne Averstal reisen. Und da Skitourengruppen eine Größe von 8 Personen nicht überschreiten sollten, machten die Berge im Bergalgatal durchaus an mehreren Tagen Bekanntschaft mit den Skitour-Begeisterten der Karlsruher Sektion.
Bedingt durch die somit sehr zahlreichen Begehungen der verschiedensten Gipfel war es auch nicht möglich, einen zusammenfassenden Tourenbericht zu erstellen, die gewählten Touren waren zu vielfältig.
Wir wünschen Euch beim Lesen der einzelnen Beschreibungen viel Spaß.
Ansgar und sieben Mitstreiter starteten gut gefrühstückt, aber mit kritischem Blick auf die vom heftigen Wind der vergangenen Tage stark abgeblasenen Hänge im Westen des Bergalgatals, zur Eingeh-Tour zum Bödengrat. Nach einigen Kilometern auf der Loipe (ideales Aufwärmprogramm !!) ging es ins freie Gelände. Nach Erreichen des Kammes (welcher?) konnte auch die Ursache der blankgeputzten Wiesen am eigenen Leib gespürt werden. Plötzlich einsetzende Böen mit gefühlten 100 km/h zerrten nicht nur an den Nerven, sondern testeten auch die Windstopper auf Tourentauglichkeit außerhalb der geschützten Karlsruher Stadtgrenzen.
Dementsprechend war der Gipfelaufenthalt kurz (bis halt der Letzte endlich oben war) und die Abfahrt krachig und kantig – zumindest an den, leider nur vereinzelt auftauchenden schneebedeckten Stellen. So wurde das Springen von Schneefleck zu Schneefleck ganz wie in den einschlägig bekannten Videos praktiziert bzw. versucht. Beim Rückweg zum Auto entlang der wohlbekannten Loipenspur, galt unser Mitleid dann doch dem einsamen Snowboarder, den wir entsprechend begrüßten….
Hansi war schon am Donnerstag in Juf eingetroffen und somit am Grosshorn als erster mit seiner Gruppe unterwegs. Leicht verspätet durch die Anfahrt aus Karlsruhe trafen sich die Gruppen um Ansa und Uli im Aufstieg. Allen gemeinsam war die Erkenntnis, dass große Kälte und starker Wind eine wirklich unangenehme Kombination darstellen, nur dazu gedacht, einen in die warme Hütte zurückzutreiben. Die Abfahrt vom Grosshorn gestaltete sich etwas hart – zumindest der Schnee -, glücklicherweise fand Philip den richtigen Weg durch den Wald, so dass die letzten Höhenmeter in schönem Tiefschnee zurückgelegt werden konnten.
Die Planungen des Tages waren schon am Abend zuvor abgeschlossen worden, sodass unmittelbar nach dem Frühstück die verschiedenen Gruppen ihren Tageszielen entgegen streben konnten.
Als Tourenziele waren auserkoren:
Bivio-Runde,
Gletscherhorn
Hüreli
Die Bivio-Gruppe hatte im Hinblick auf den zu erwartenden langen Tourtag das Frühstück etwas vorgezogen, während die anderen die Kälte noch etwas alleine gelassen haben.
Am Samstag starteten 3 Gruppen, geleitet von Uli, Ansa und Hansi zur Bivio-Runde. Es war ein lange Tour mit 1300 Hm, einer Liftpassage und insgesamt 9 h Gehzeit, so dass alle schon um 8 Uhr auf den Beinen waren. Hinauf ging es bei klarem Himmel und Temperaturen im zweistelligen Minusbereich einen schattigen Hang zum Stallerberg, der eigentlich ein Pass ist. Kurz vor dem Pass lösten sich jedoch die Felle unseres spurenden Vorausgehers, was nicht das letzte Mal auf dieser Tour sein sollte. Am Stallerberg dann endlich Sonne und Aufteilung auf die ursprünglich 3 Gruppen. Zunächst abfallend, dann wieder ansteigend ging es durch herrlich einsame Winterlandschaft, Steinböcke links, an den Fuß des Piz Supare (3078m). Im Aufstieg dann eine andere, gut zu hörende Gruppe im eng anliegenden Sportdress, die zügig an uns vorüberzog. Die lange Abfahrt nach Bivio (1769) gestaltete sich mit gelegentlichen Zwischenanstiegen aber auch herrlichen Tiefschneehängen sehr abwechslungsreich. Kurz vorm Ort ging‘s dann auf die Piste und an deren Ende, teilweise als Bergführer verkleidet, wieder bergauf, aber diesmal mit Motorkraft. Die Rast an der Mittelstation mit selbstgemachtem Kuchen und sonstigen Leckereien machte es schwer, den schön sonnigen Platz wieder zu verlassen, aber da war ja noch der Rückweg. Der ließ sich zunächst auch phantastisch an mit herrlichen Abfahrten im Pulverschnee. Bald war jedoch die Sonne weg und es wehte wieder ein eisiger Wind. Wieder und wieder lösten sich im Aufstieg bei dem einen oder anderen Mitfahrer die Felle und so langsam wurde das Tape knapp. Aber schließlich, die Berge bekamen schon rosa Kuppen, erreichten wir Uf da Flue (2774m) und fuhren über den Stallerberg zurück nach Juf, wo uns die übrigen Gruppen und ein herrliches Abendessen erwarteten.
Bei ebenfalls zapfigen -17°C am Parkplatz zog die Gruppe um Claudia und Ansgar in Richtung Gletscherhorn (3107m) los. Landschaftlich wunderschön ging es entlang des Hinterrheins an das Talende.
Nach etwa 90 Minuten nicht anstrengenden Laufens hatten die Gruppenmitglieder Claudia, Ansgar, Christian, Sandra, Kerstin, Steffen und Karsten das Talende erreicht, nun ging es stetig bergauf.
Am Gipfel ergab sich eine super Sicht bis Monte Rosa, aber bei
eiskaltem Wind wurde der Aufenthalt nicht sehr lange ausgedehnt. Die
Abfahrt war aufgrund der Schneeverhältnisse so lala, die tolle
Aussicht hat die lange Tour trotzdem zu einem tollen Erlebnis
gemacht.
Eine der moderateren Tourenauswahlen am Samstag führte auf
den 2.762 m hohen Hüreli am Westfuss des Usser Wissberg.
Insgesamt 14 Personen fanden sich, die am Samstagvormittag in die
Kleinbusse stiegen, um an den Starpunkt Cresta etwas unterhalb von
Juf zu fahren.
Schnell ergaben sich zwei 6er Gruppen (Uta, Jutta,
Nancy, Dagmar, Otto, Torsten und Andrea, Oliver, Harald, Fritz,
Michael, Dennis), die unter der Führung von Uta und Erik
die 830 Höhenmeter von Cresta aus in Angriff nahmen.
Sonnenschein, blauer Himmel und nur leicht auffrischender Wind
sorgten bald für auftauende Hände beim Aufstieg.
Da es
absehbar war, dass der Gipfel nur über ein Stück
Kletterei zu erreichen war, entschloss sich unser Snowboarder Dennis
an einem etwas windgeschützten Bereich unterhalb des Gipfelhangs
seine Schneeschuhe abzuschnallen und den anderen aus der Ferne beim
Gipfelanstieg zuzuschauen. Kurz vor dem Gipfel wurde das Skidepot
eingerichtet und die Gruppe stieg noch ca. 15 Minuten bei eisigem
Wind auf den Gipfel des Hürreli. Nach kurzem Verweilen und
Gipfelfoto ging es dann schnell wieder zu den Skiern. Die
Abfahrtsfreuden waren zunächst etwas bescheiden, hatten wir doch
zuvor beschlossen, unterhalb des Gipfelhangs das schöne Wetter
für eine Pieps-Übung zu nutzen. Dennis hatte sich dort
bereits häuslich eingerichtet und erwartete die Skifahrer hinter
seinem selbst geschaufelten Windschutz. Nachdem alle ihre Kenntnisse
in Verschütteten-Suche, Ortung und Ausgraben in der Praxis
aufgefrischt hatten, ging es am frühen Nachmittag entlang der
Aufstiegsspur auf die Abfahrt in Richtung Cresta.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten, die Hightech-Mobilität wurde durch die Kälte erstaunlich massiv eingebremst, fanden sich die Gruppen um Hansi und Ulli dann doch noch zu ihrer Abschiedstour, zu der sie unterhalb von Cresta starteten. Der Beginn der Tour entlang eines Fahrweges ließ zuerst einmal nicht erwarten, dass das Finden der geeigneten Spur im Lauf der Tour noch zum Problem werden könnte. Aber aufgrund der Steilheit der Hänge, der aktuellen Lawinenlage und einer um 50 m verfehlten Spur (im Nachhinein recherchiert) wurde dem Erstziel Hinterer Wissberg ein Zwischenziel auf der anderen Bachseite vorgeschaltet. Die Gemse, die sich dort wiederholt sehr dekorativ positionierte, gab schließlich dem Zwischenziel den Namen Gamsbuckel und wurde von einem Großteil der Gruppe, auch wegen der fortgeschrittenen Zeit zum Endziel erklärt. Die Unermüdlichen wurden von Ulli in einem großen Bogen zum Skidepot des Mittleren Wissberges geführt. Die Abfahrtsbedingungen waren ein wenig schwierig. Die Übergänge zwischen tragendem Schnee und Bruchharsch waren manchmal doch sehr überraschend.
Am Gämsengipfel (in der Karte: Punkt 2583m) teilte sich unsere Gruppe. Zu sechst (Alex, Dagmar, Nancy, Bernhard S., Philipp und Ulrike) machten wir uns auf den Weiterweg Richtung mittlerer Wissberg. Nach einer kurzen Abfahrt mit Fellen ging es erst flach, am Ende etwas steiler bis in die Tälifurgga. Der anschließende, steile Gipfelhang war durch das stürmische Wetter völlig hart und nur mit Harscheisen oder zu Fuß zu bewältigen. Auf Grund der recht fortgeschrittenen Zeit erklärten wir einen großen Steinmann am Grat zu unserem Tagesgipfel und sparten uns das letzte Stück zum Skigipfel. Mit Sekt, Kuchen und prima Aussicht waren auch so alle zufrieden. Zurück ging es auf der gleichen Route. Leider schafften wir es trotz einer gigantischen Querung nicht, das nochmalige Anfellen zu vermeiden. Also noch mal zum Gämsengipfel aufgestiegen und dann bei wechselnden Schneeverhältnissen zurück ins Tal, wo wir dankenswerter Weise vom „Taxi Richard“ und „Taxi Bernhard K.“ empfangen wurden.
Am Sonntag sind Ansa, Ansgar, Christian, Georg, Marco, Michael und Harald ab 9:00 h bei blauem Himmel und Sonnenschein zum Grimsla aufgebrochen. Startpunkt war Cresta auf 1960m. Bei mäßigem Wind war der erste Abschnitt bis zur Crester Alba sehr angenehm. Im anschließenden steileren Gelände hatten wir verharschten und harten Schnee: teilweise lohnte sich sogar das Einsetzen von Harscheisen, sonst war kräftiges Kanten-Setzen gefragt.
Am Gipfel auf 2700m erwartete uns doch stärkerer Wind. Das erste Stück Abfahrt vom Gipfel durch lockeren Schnee war super. Anschließend war es im verharschten Schnee deutlich mühsamer. Zurück in Cresta fuhren Ansa, Marco und Harald direkt weiter nach Karlsruhe, der Rest der Gruppe kehrte zurück in die Pension Edelweiß, um von dort die Rückfahrt anzutreten.
Trotz der Erfahrungsberichte über Länge der Tour und Probleme mit nicht mehr haltenden Fellen fanden sich am Samstagabend sieben Personen zur Planung einer weiteren Bivio-Runde für den Sonntag. Nachdem die Route mit allen Zeitangaben, Checkpunkten und möglichen Umkehrmöglichkeiten feststand, reduzierte sich die Gruppengröße dann auf fünf Personen (Uta, Erik, Berni, Fritz und Torsten), die sich am Sonntag um 8:00h, mit mehreren Rollen Tape bewaffnet auf den Weg machte. Über den Stallerberg ging es zunächst auf den Piz Surparé als höchsten Punkt der Tour (3.078 m). Auf der Abfahrt ins 1.200m tieferliegende Bivio passierten wir die Spätaufsteher- Surparé-Gruppe. Nach der fantastischen Abfahrt ignorierten wir schweren Herzens die Einkehrmöglichkeiten in Bivio und begaben uns gleich auf den Weg mit diversen Aufstiegshilfen in Richtung Uf da Flue. Begeistert, dass immer noch alle Felle unter den Brettern hielten, ging es dann ans Abfellen und die finale Abfahrt nach Juf.
Der blaue Himmel und die Gruppe um Claudia (Andrea, Jutta, Karsten, Oliver, Sandra, Uta) versprachen einen schönen Tourentag. Bei eiskalten Temperaturen starteten wir „fast pünktlich“ um 8 Uhr von unserer Herberge in Juf aus. Auf dem Weg hoch zum Stallerberg wurde es auch der Ausgekühltesten langsam warm. Gemäß dem Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“ gab es unterwegs viele praktische Tipps und auch Übungseinheiten von Claudia, z.B. zur Spurlegung, Routenwahl und Spitzkehren. Bald hatten alle den gewissen Kick drauf. Natürlich wurden bei steileren Passagen auch immer Sicherheitsabstände eingehalten. 200 Hm unter dem Gipfel kam uns die Bivio-Gruppe entgegen. Da sie uns nicht verrieten, dass es zu ihrer Aufstiegsroute eine flachere Alternative gibt, übten wir im steilen Gelände weiter Spitzkehren. Nach dem Skidepot ging es bei eisigem Wind über Felsen zu Fuß zum Gipfel, den wir gegen halb 2 erreichten. Der Rundblick war atemberaubend: Bernina, Bergell und viele markante Berggestalten mehr (das nächste Mal nehmen wir einen Spezialisten mit!). Die Abfahrt hinunter zur Sumpfebene und, nach dem Anstieg zum Stallerberg, hinunter nach Juf verlangte volle Konzentration. Innerhalb von wenigen Metern wechselten sich Pulverschnee und Bruchharsch ab. Langsam schärfte sich jedoch unser Blick, unter welcher Art von Oberflächenstruktur welche Sorte Schnee versteckt war, und so konnten wir etliche Wedelspuren im Pulverschnee genießen. Glücklich und zufrieden nach einem erfüllten Tag waren wir um dreiviertel 5 wieder an der Herberge.
Auch der Montag wurde von ein paar Unermüdlichen genutzt. Ziel war das Gletscherhorn , auf dass Ulli ihre Gruppe bis auf den Gipfel mit Ski geführt hat, belohnt mit großartiger Aussicht und einer rassigen Abfahrt den Gipfelhang hinunter.
Nach der großen Rückreisewelle vom Sonntag war der Kreis auf beschauliche fünf Teilnehmer zusammengeschrumpft. Als Ziel für Montag wählten wir uns das Gletscherhorn aus. Nachdem Uta S. leider mit Knieschmerzen spontan einen Ruhetag einlegen musste, starteten am Montag früh Bernhard K., Hansi, Philipp und Ulrike auf die Tour. Bei eisiger Kälte legten wir den „Talhatscher“ halbwegs zügig zurück. Beim Aufsteilen des Geländes wurden wir uns über die Routenwahl schnell einig. Die Verhältnisse waren inzwischen so gut, dass wir problemlos den direkten Weg nehmen konnten. Beim Überwinden der zahlreichen Lawinenkegel wurde uns mal wieder eindrucksvoll vor Augen geführt, dass auch eher flache Geländepassagen durch seitliche steile Hänge gefährlich werden können! Das letzte steile Stück vom Pass zum Gipfel legten wir je nach Geschmack mit Ski an den Füßen, Ski auf dem Rucksack oder ganz ohne Ski zurück. So oder so, oben angekommen wurden wir mit einer fantastischen Rundsicht bei Kaiserwetter belohnt. Die Länge der Gipfelrast wurde vornehmlich durch die herrschenden Temperaturen begrenzt. Der harte, steile Gipfelhang erwies sich in der Abfahrt als problemlos und in den restlichen Hängen gab es teilweise sogar richtig pulverige Passagen. Es war mal wieder erstaunlich, wie schnell die Abfahrt vorüber geht. Mit einem letzten Krafteinsatz brachten wir die Flachpassage hinter uns und wurden an der Talstation vom kleinen Skilift von einer winkenden Uta begrüßt. Nach kurzer Einkehrpause ging es dann auch für die „Nachhut“ endgültig zurück nach Karlsruhe.
Zusammenfassend kann man wieder von einem wirklich gelungenen Wochenende sprechen, welches außer traumhaftem Sonnenschein auch extrem eisige Kälte, gut organisierte Tourenziele, aber auch disziplinierte Teilnehmer gesehen hat. Dass eine so große Gruppe von 36 Personen so reibungslos die verschiedensten Ziele unter einen Hut bringen konnte, ist eine tolle Gemeinschaftsleistung.
Die Unterkunft Edelweiß in Juf konnte neben einer etwas rustikaleren Lagersituation durch einen gemütlichen Gastraum und gute leibliche Versorgung punkten. Fest in der Hand der DAV Skitourengruppe aus Karlsruhe waren beide Abende in der Gaststube erfüllt mit lustigen Tischrunden, konzentrierter Tourenplanung (besondere Hervorzuheben die Gruppen im Umfeld von Claudia und Erik) und gemütlichem Beisammensein.
An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Alle, die an der Organisation und der Durchführung dieses Wochenendes beteiligt waren.