Matterhorn Hörnligrat 25.-26.09.2011
Teilnehmer/innen: Uta und Erik
Vor zwei Wochen waren wir auf dem Bietschhorn und nun ist die stabile Hochdruckwetterlage immer noch nicht vorbei. Am Samstag sind wir beide mit Kindergeburtstag und Theatertermin ausgebucht – also kanns erst am Sonntag losgehen. Eine Woche vorher hat es einen kurzen Wintereinbruch gegeben der in manchen Gebieten mehr als einen halben Meter Neuschnee gegeben hat. Im Wallis war es aber deutlich weniger.
Die Idee ist zuerst, den Portjengrat zu machen – eine schöne Kletterei. Die Webcams vom Matterhorn zeigen aber jeden Tag weniger Schnee in der Ostwand und so ist die erste Voraussetzung für das Matterhorn gegeben. Und die Hörnlihütte ist zu - das ist die zweite Voraussetzung für diese Tour. Ansgar wird noch einmal nach seinen Erfahrungen von vor zwei Jahren ausgefragt und entsprechende Führerliteratur gewälzt.
Hörnlihütte 25.09.2011
Früh morgens geht es in Karlsruhe los. Schnell sind wir in Täsch wo wir beim altbekannten Taxi Schaller parken und einen Lift nach Zermatt nehmen. Dort nehmen wir dann die Seilbahn zum Schwarzsee was wir anhand der Tourenpläne diesmal vertreten können. An der Bergstation füllen wir noch unsere Wasserflaschen und zuckeln gemütlich in Richtung Hörnlihütte. Es sind noch andere Gipfel-Aspiranten unterwegs und wir fragen uns ob es nicht sicherer gewesen wäre Isomatte und Schlafsack mitzunehmen. Eine Seilschaft kommt von oben und berichtet von besten Verhältnissen – somit ist unser letztes Schlupfloch zum Auskneifen gestopft.
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Aber oben auf der Hütte angekommen ist erst mal alles im grünen Bereich und wir können uns unsere Plätze in dem 15-er Lager aussuchen. Dann gehen wir zügig das an was in jedem Führer steht – abends vor der Tour im Hellen die ersten 400 Höhenmeter erkunden. Das erste Stück des Weges ist tatsächlich nicht einfach zu finden. Aber wenn man aufmerksam sucht und mit Ansgars Tips finden wir den Weg schnell. Es ist sehr sinnvoll nach dem ersten Couloir auf den Grat zu gehen anstatt den alten Weg zu nehmen. Wir gehen hinauf bis nach „Älwe Pad“. Wir beschliessen morgen nicht zu früh aufzustehen und planen um fünf Uhr loszugehen. Es ist dann nur die Strecke im Dunkeln zu gehen die wir schon erkundet haben.
Die Sache mit dem Wasser hochschleppen ist eine gute Sache. So sparen wir uns viel Arbeit und müssen keinen Schnee schmelzen. Die Hütte ist inzwischen voll geworden, einige Leute schlafen mit Isomatte und Schlafsack. Insgesamt sind es an die 20, wovon 6 in Richtung Nordwand gehen wollen. Also sind morgen maximal 7 Seilschaften am Berg – wobei noch eine Seilschaft mit Bergführer mit Schlüsselgewalt in der Hütte selbst übernachtet. Die örtlichen VIPs scheinen wohl einen guten Draht zum Hüttenchef zu haben – ist aber auch verständlich.
Matterhorn Hörnligrat 26.09.2011
Viertel nach 5 geht’s los. Die meisten anderen sind schon losgestiefelt. Wir finden unseren Weg ganz problemlos. Beim Klettern muss man etwas aufpassen, es gibt einen feinen Rauhreif auf den exponierten Stellen am Fels. Die eine oder andere Seilschaft ist schon in einem Verhauer drin – da hat sich das Erkunden des Weges wirklich gelohnt.
Sobald es hell wird ist der Weg eigentlich leicht zu finden. In der Regel sind die abgekletterten Felsen leicht an der Farbe und an dem Streusel zu erkennen. Und an vielen Stellen sind auch die einen oder anderen Bohrhaken zu finden. Nur von den Abseilschlingen soll man sich auf keinen Fall leiten lassen, aber das steht ja auch in jedem Führer drin.
Nach dem Älwe Pad kommen die Eseltritte, eine gespaltene Rippe. Von dort geht es rechts an einem kleinen Turm vorbei in Richtung Faules Eck. Dort möglichst weit oben herum auf einem Bändchen gehen (Stifte). Am „Gebiss“ gibt es dann einige Bohrhaken und ein älteres Drahtseil, von dort kommt man an den Fuss der unteren Moseleyplatte. Hier haben wir das Seil herausgeholt. Direkt oberhalb der unteren Moseleyplatte steht die Solvayhütte wo wir Vesper machen. Die Hütte selber ist wirklich nur eine Notunterkunft und darf ja auch nur als solche genutzt werden. Direkt an der Solvayhütte schliesst sich die obere Moseleyplatte an die nur im Einstiegsbereich eine 3 aufweist.
Danach gehen wir seilfrei weiter und gelangen über Fixseile zur Schulter. An der Schulter kommt ein forscher Bergführer herunter der uns (und seiner Kundin) wohl zeigen will wie schnell das alles gehen muss und steigt Uta auf die Finger. Was für ein Schweinsgalopp – und dafür zahlen die Leute auch noch. An der Schulter ziehen wir die Steigeisen an. Zuerst geht es über die Schneeflanke hinauf, später dann kraxelt man am Grat. Dann beginnen wieder Fixseile die zuerst über ein flaches Gratstück leiten. Dort wo es dann weiter steil hinauf geht seilen wir uns an, gehen aber zum Teil mit laufender Sicherung bis zum Anfang des unteren Daches. Dort hören dann auch die Stangen auf und wir gehen seilfrei bis zum Gipfel wo wir um 11.15 ankommen – ziemlich genau 6 Stunden haben wir gebraucht. Oben am Gipfel sind wir dann allein und genießen eine halbe Stunde die Aussicht bei wolkenlosem Himmel und Windstille – ein Traum.
Panorama
Bafrin über Dom zum Alphubel |
Aber dann müssen wir auch wieder hinunter. Zuerst seilfrei bis zum Beginn der Stangen. Ab dort sichern wir hinunter bis zum Ende der Fixseile was auch Sinn macht und nicht so viel Zeit kostet. Im Anschluss geht’s die Schulter hinunter bis wir die Steigeisen ausziehen. Plötzlich klagt Uta über Übelkeit. Bei der Frage ob sie denn genügend gegessen habe fällt das Wort Wurst was einen Kotzanfall auslöst. Liegt das nun an der Höhe? Die ganze Tour ging es ihr bisher prima. Etwas gehandicapt geht es weiter hinunter und dadurch bedingt sind ein paar Abseilaktionen dazu sinnvoll. Unterhalb der Solvayhütte gibt’s auch ohne „Wurst“ einen weiteren Anfall – danach geht’s aber wieder viel besser. Der weitere Abstieg geht sehr gut, es ist aber angebracht sorgfältig zu klettern, überwiegend ist man doch im Absturzgelände. Es folgen das Gebiss, das faule Eck, die Eseltritte und Älwe Pad bis wir das Fixseil am Turm auf dem Grat erreichen. Diese Strecke ist uns inzwischen gut bekannt. Wir machen dann noch ein kleines Experiment und probieren den alten Weg anstatt auf dem Grat zu gehen. Das bewährt sich aber nicht, man muss durch ein ziemlich bröseliges Couloir krauchen. Schlussendlich sind wir dann um viertel nach sechs an der Hütte. Eine herausfordernde und schöne Tour ist vorbei.
Nun noch die Sachen aus der Hütte holen und hinunter in Richtung Zermatt. Über Wanderwege geht es hinunter wobei wir uns in der Nähe von Zermatt dann doch etwas verlaufen. Gegen 10 Uhr lassen wir uns dann von einem Taxi abholen und nach Täsch bringen wo wir zügig losfahren um den letzten Zug nach Kandersteg zu erwischen. Der ist leider schon abgefahren und so übernachten wir wie vorgesehen im Auto. Morgens erwischen wir die erste Bahn und sind dann um 10 Uhr wieder in Karlsruhe wo die Arbeit schon wartet.
Fazit: Überraschenderweise war die Kletterei am Matterhorn sehr schön – im Bereich der Route war der Fels auch sehr fest. Man muss zügig unterwegs sein um von der Zeit her im Rahmen zu bleiben, besonders bei fortgeschrittener Jahreszeit. Andererseits hätten wir die Tour auch nicht zur Hüttensaison gemacht, dazu fanden wir die Tourenberichte die wir dazu gelesen haben viel zu gruselig. Aber so war es dann genau richtig. Insgesamt waren auf dem Gipfel an diesem Tag nicht mehr als 5 Seilschaften.