Bietschhorn über Ostsporn 09.-11.09.2011

Teilnehmer/innen: Uta und Erik

Das gute Wetter im September lockt uns doch sehr und es steht die Frage nach interessanten Projekten an. Bei ihrer Tour auf den Balfrin eine Woche vorher hatte Uta das Bietschhorn im Blick – und auch von den Schwierigkeiten her könnte das für uns der richtige Berg sein. Nach einigem Überlegen entscheiden wir uns für eine Überschreitung von Ost nach West.

Baltschiederklause - 09.09.2011

In Kandersteg geparkt und mit der Bahn nach Ausserberg. Von dort über schönen Wanderweg zur Baltschiederklause. Von der Hütte kommen uns Bergsteiger entgegen die ihren Gipfeltag heute leider nicht nutzen konnten da es bis morgens Sturm und Regen gab. Leider haben Sie keinen Reservetag und müssen nach Hause. Nun – mal sehen wie es uns gehen wird.


Wandern an der Suone


Blick zur Mischabel



Gewagter Übergang




Blick zur Ostflanke mit dem Sporn


Bietschi - die Hüttenkatze die schon einmal das Bietschhorn überschritten haben soll? Ob das stimmt?


Von der Hütte hat man einen guten Einblick in die Ostflanke. Leider hängen zum Teil die Wolken drin. Nun ist die große Frage – Nordgrat oder Ostsporn. Der Nordgrat führt über einen wesentlichen Teil im Firn während der Ostsporn nach dem Einstieg nur über Fels verläuft. Nach Auskunft des Hüttenwirts ist der Nordgrat schon noch machbar, es soll noch eine Auflage auf dem Eis sein. Von der Hütte aus sieht der Grat jedoch ziemlich blank aus. Für den Nordgrat spricht daß´er etwas kürzer und leichter als der Ostsporn sein soll. Andererseits rechnen wir damit zumindestens einen Teil des Firngrates schrauben zu müssen. Wir haben zwar genügend Schrauben dabei aber das würde dann ja auch Zeit kosten. So legen wir uns auf den Ostsporn fest. Aufstehen legen wir um halb vier fest.

Bietschhorn hoch über Ostsporn, runter über Westgrat 09.09.2011

Morgens um viertel nach vier verlassen wir die Hütte. Über den gut mit Steinmännern und Reflektorpunkten versehenen Steig kommen wir auf den Gletscher. In einem großen Schwenk kommen wir über spaltenreiches Gelände zum Beginn des Ostsporns. Dort über ein kurzes Stück Blankeis auf den nordseitig ausgerichteten Einstieg des Sporns auf ca. 3200 m. Von dort aus geht es über brüchiges Gelände auf den Sattel bei 3346. Dort halten wir uns immer relativ nahe an der Kante.


Morgenstimmung am Ostsporn


Blick hinüber zum Südostgrat



Schöne Kletterei im oberen Bereich der Rippe

Am Beginn der Kletterschwierigkeiten – dort wo der Sporn aufsteilt – gehen wir wieder am Seil. Ab dort teils mit Fixpunktsicherung, teils mit laufender Sicherung und teils mit Seiltransport bis zum Gipfel, immer möglichst am Grat entlang. Einmal verpassen wir den Wiedereinstieg am Grat und gehen eine Seillänge in einer Rinne unterhalb des Grates was sich dann gleich mit dem Lostreten von großen Brocken bestraft macht. Insgesamt aber schaffen wir den Weg ganz gut und sind um dreiviertel 12 auf dem Gipfel – noch ganz gut in der Führerzeit.

Gipfelrast gibt’s dann bei bester Sicht (Panorama hier) und wenig Wind – traumhafte Verhältnisse.


Blick auf die Rippe in der ganzen Länge


Uta auf dem Bietschhorn - Jungfrau im Hintergrund


Erik auf dem Bietschhorn - Weißhorn im Hintergrund

Laut Gipfelbuch war heute nur eine Seilschaft ausser uns auf dem Gipfel – ein Bergführer mit Kunde von der Bietschornhütte aus. Die sind natürlich schon längst über alle Berge und so müssen wir den Weg den Westgrat hinunter halt alleine finden.


Und weiter gehts


Westgrat hinunter



Westgrat hinunter


Wegfindung


Endlich unten am Gletscher



Blick hinauf zum Westgrat

Bis zum Abzweig des Nordgrates geht’s noch ganz einfach zur Sache. Dann geht’s aber über mehrere im Abstieg heikle Stellen hinunter. Im wesentlichen gehen wir so wie im Führer beschrieben, es ist aber leicht vorzustellen daß z.B. bei Nebel der Abstieg nur schlecht zu finden wäre. Bis zum Punkt 3450 erfordert der Abstieg ein hohes Maß an Konzentration, fast überall ist lockeres Gestein zu finden und es herrscht Absturzgelände vor. Da es jetzt schon knapp 4 Uhr ist rufen wir auf der Bietschhornhütte an damit die Wirtin sich keine Sorgen machen muss. Ab jetzt kann eigentlich nichts mehr passieren.

Im Anschluss stolpern wir über wackelnde Blöcke hinunter zum Fuss des inzwischen zweigeteilten Bietschgletscher auf ca. 3150. Dort mit Steigeisen an den Füssen um den interessanten Windkolck herum über den zweiten Teil des Gletschers hinüber zum Bietschjoch wo ein großer Steinmann steht. Nun im Expressgang hinunter zur Bietschhornhütte wo uns die Wirtin mit einem Willkommenstee empfängt. Eine tolle Tour ist geschafft – wir sind aber auch froh daß wir heute nicht mehr ins Tal hinunter steigen müssen. Die Hütte ist klein und fein und wird von der Wirtin im Alleingang betrieben. Sie hat wohl nur einen Hubschrauberflug im Jahr und trägt die Frischverpflegung in der Regel selber aus dem Tal hinauf und den Müll hinunter. Strom gibt’s auch keinen, so ganz nach unserem Geschmack.


Bietschhorn von der Hütte aus


Balmhorn


Bietschhorn von Norden aus

Abstieg nach Ried – 10.09.2011

Morgens schlafen wir aus und nehmen noch ein bisschen Müll aus der Hütte mit nach unten. Noch eine Thermoskanne mit Heidelbeeren gefüllt und schon sind wir in Ried. Mit Bus und Zug sind wir schnell wieder in Kandersteg von wo aus wir gemütlich die Heimfahrt antreten. Auch einmal sehr nett nicht immer mitten in der Nacht nach Hause zu kommen.

Fazit: Eindrückliche Tour mit hohem Einsamkeitsfaktor – zumindestens um diese Jahreszeit. Unsere erste Tour im „S“-Bereich die wir doch ganz gut hinbekommen haben.

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