Grand Combin via Südflanke 02/03.04.2011

Teilnehmer: Jochem, Ansgar und Erik (Bericht)

Am Wochenanfang fallen 20-20 cm Neuschnee im Unterwallis und ab Freitag ist schönes Wetter bis Sonntag nachmittag angesagt. Sollte da nicht der Grand Combin durch die Südflanke und Abfahrt nach Norden machbar sein. Ein älterer Eintrag im Tourenforum spricht von Trittfirn in der Flanke – bei den Verhältnissen müsste der jetzt noch besser sein. Recherche bei den Hüttenwirten macht erst einmal vorsichtig. Der Wirt der Panossiere rät ab wegen Blankeis auf der Nordseite. Von der Südseite ist die letzten Wochen noch niemand gegangen. Und die Lawinenlage rät auch zur Vorsicht – mehrere Unfälle im Unterwallis aufgrund schlechten Schneedeckenaufbaus. Von der Lawinengefahr sehen wir bei der Route keine Schwierigkeiten und die Frage nach dem Trittfirn werden wir erst auf dem Plateau de Dejeneur rausfinden. Fürs Blankeis auf der Nordseite rüsten wir uns mental fürs Abseilen so daß dem Aufbruch nichts im Wege steht.

Samstag 02.04.2011 – Col de la Gouille und Aufstieg zur Cabane de Valsorey

Wir fahren freitag nachmittags los und übernachten bei Bourg St. Pierre im VW-Bus so daß wir gut ausgeschlafen um viertel nach fünf die Ski schultern und losmarschieren. Zuerst tapern wir im Dunkeln die Almwiesen lang und später über den Hüttenweg bis wir auf knapp 2000 m wirklich auf die Ski können. Dort wo der Sommerweg den steilen Hüttenhang zur Cabane de Velan hochzieht ist ein Schneebrett wohl am Freitag selbstausgelöst abgegangen, ein Indiz für die heikle Lawinenlage. Weiter oben nach rechts auf den Glacier de Tseudet bis zu den Ketten zum Col de la Gouille. Da wir noch auf die Cabane de Valsorey aufsteigen wollen soll das unser Skigipfel sein. Die Abfahrt auf der anderen Seite des Cols ist uns aufgrund der Lawinenlage zu heikel – vielleicht sind wir da etwas übervorsichtig. Die netten Allgäuer die wir am Col treffen berichten von einer tollen Pulverschneeabfahrt durch die steile Rinne rechts vom Punkt 2995 hinab. Unsere Abfahrt bestätigt die Regel „es gibt keinen schlechten Schnee nur weniger gute Skifahrer“ aber belohnt uns weit unten noch mit 1cm Butterfirn. Der Aufstieg zur Valsorey ist dann in der Mittagshitze etwas mühsam aber gegen 14 Uhr sind wir oben. Erik ist etwas gehändicapt durch einen verrenkten Rücken.


Grand Combin früh morgens


Aufstieg zum Col de la Gouille


Südseite Grand Combin

Nachmittags und abends ist relaxen und Tourenplanen angesagt. Auf der Hütte sind drei nette Jungs, Frederic, Marc und Antoine die die gleiche Tour wie wir vorhaben. Die Hüttenchefin macht sich etwas Sorgen und recherchiert für uns beim Wirt der Panossiere was aber keine neuen Informationen bringt. Der Plan steht. Interessant ist daß für das Gebiet am Sonntag ein Dreier für trockene Lawinen ausgerufen wird was wohl anläßlich vieler Abgänge erfolgt ist.

Sonntag 03.04.2011 – Grand Combin

Morgens um 5 Uhr geht’s los. Zuerst ein Stück auf Ski dann Ski auf den Rucksack wo sie für längere Zeit bleiben. Um kurz nach 7 Uhr sind wir auf dem Plateu de Dejeuner wo wir kurz Pause machen. Die drei Jungs um Frederic machen mächtig Tempo und sind schon ein gutes Stück die Flanke hinauf. Wir gehen hinterher und geniessen den Super-Aufstieg im besten Trittfirn. Tritte zum Teil so angenehm wie Hauspantoffeln – reinsteigen und wohfühlen. Nur ganz oben ist der Schnee noch etwas pulvrig, zum Teil auch Triebschneeplättchen von 1-2 cm Stärke aber insgesamt gut gesetzt und mit fester Unterlage. Punkt 10 Uhr sind wir auf dem Combin de Grafeneire. Wir lassen die Steigeisen an und queren hinauf zum Combin de Grafeneire. Jochem hat im Sattel ein kurzes Zwischentief was er aber überwindet so daß wir um 11 Uhr ganz oben stehen.


Mont Blanc früh morgens


Aufstieg


Südflanke von Oben


Bild vom Sattel aus hier

Nach kurzer Pause bei schönem Blick nach Süden geht’s weiter in Richtung Aiguille du Croissant die wir aber rechts liegen lassen und unterhalb des Bergschrunds in Richtung Cote de la Mur queren. Hier hätten wir die Ski im Nachhinein lieber dranlassen sollen da die Querung ziemlich pulvrig war. Aber schnell müssen wir noch 50 m über Blankeis aufsteigen und können die Mur de la Cote absteigen wo wir wieder auf die drei Jungs stoßen die sich für die Abfahrt rüsten und später noch über den Col de la Panossiere zur Pass-Straße abfahren wollen. In Anbetracht der zur Verfügung stehenden Zeit (wir starten die Abfahrt um 13 Uhr) und der fixen Zugabfahrt kurz vor 18 Uhr entscheiden wir uns für den ursprünglichen Plan nach Fionay abzufahren wo wir eine Taxi-Option ziehen können.

Um den Corridor hinunter zu kommen muss man erst ganz weit nach rechts queren oder halt ein wenig wieder aufsteigen wenn man es nicht gleich hinkriegt. Ein zwei Schwünge und schon fährt man direkt auf die Abbruchzone zu was wahrlich beeindruckend ist. Ein wenig muss man auch schieben. Sobald man aber wirklich in der gefährlichen Zone ist läufts dann wieder und man fährt am besten ohne anzuhalten heraus aus der Gefahrenzone. Überraschenderweise ist der Schnee im Corridor überwiegend pulvrig, nur an drei Stellen sind die berüchtigen Eisbrocken zu überfahren. Recht bald sind wir alle unten und machen uns an die tolle Abfahrt den Glacier de Corbassiere hinunter. Wunderbarer Schnee, oben Pulver unten Firn.


Mur de la Cote


Corridor und NW-Flanke


Rückblick von unten

Nach Ende des Gletschers geht’s dann durch eine Bachrinne hinunter die von der rechten Seite von Schneerutschen bedroht ist – es ist aufgrund des Faulschnees nicht leicht hier zügig durchzufahren. Nach Ende der Rinne muss man nicht mehr eilen aber dafür wird der Schnee noch grundloser so daß es fast angenehm ist noch mal abzuschnallen und die Ski an den Rucksack zu schnallen.

Es geht zuerst weglos auf der rechten Seite den schneefreien Hang schräg hinauf bis man auf ein kleines Steiglein kommt was mittels einer Kette über eine kurze niedrige Felsstufe führt. Zum Glück haben wir eine andere Gruppe mit einem ortskundigen Bergführer getroffen, das hat uns sicher viel Rätselei und Suche nach dem richtigen Weg erspart. Oben auf dem Punkt 2110 geht’s dann wieder mit dem grundlosen Faulschnee weiter. Später dann einen lustigen Sommerweg hinunter der Bobbahnmäßig zu fahren ist. Aber dieses Vergnügen endet ziemlich bald und wir mühen uns die letzten 200 Höhenmeter über ruppiges Gelände hinunter was den Kanten wohl den Rest gibt. Jochem macht noch einen kleinen Ausflug in die Bäume was er aber glücklicherweise ohne Schaden übersteht. Um 16.30 sind wir unten und steigen in das bereitstehende Taxi. Ansgar und Erik fahren von Martigny mit dem Zug nach Hause, Jochem zum Klettern nach Südfrankreich.


Am Gletscherende



Fazit:
Die Tour auf den Combin ist sicherlich eine der eindrücklichsten Skitouren auf einen 4000er - zumindestens für uns Normalos. Tiefblicke in die Südflanke, Traversieren der Gipfel mit irrem Panorama, verwegene Abfahrt durch den Corridor und weite Gletscherflächen mit Superschnee sind die Highlights. Nur leider wie immer ist man so schnell wieder daheim... aber die Saison ist ja noch nicht vorbei.

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