Tourenwochenende Safiental 14/15.01.2011

Bericht: Jutta & Uta K.

Stichwort: Großgruppenorganisation

oder:

wie bekommt man 30 unterschiedliche Präferenzen bezüglich Abfahrtszeiten und Tourenwahl unter einen Hut?

Am 20.10.2010. nahmen die Ereignisse ihren Lauf. Eine Einladung zum Skitouren-Saisonauftakt-Treffen am 06.11.2010 um 10 Uhr im DAV-Kletterzentrum ging von Erik Müller per mail an die Mitglieder der Skitourenecke. Als Tagesordnungspunkt unter anderem: Erste Vorbesprechung des Skitouren-Wochenendes vom 15.-16.01.2011. Hansi hatte bis dahin schon das Turrahus im Safiental, Graubünden für uns reserviert. Wir sollten festlegen wer sich um die Organisation kümmert.

Am 6.11. wurde dann auch klar, dass es keinen Hauptverantwortlichen geben sollte, sondern dass grundsätzlich jeder verantwortlich ist für sich und die Gruppe.

Dennoch musste jemand eine Anmeldeliste führen. 30 Teilnehmer sollten es maximal sein, um eine gewisse Überschaubarkeit zu erhalten. Das Vorbereitungstreffen am 12.01. wurde für alle verpflichtend festgelegt.

Ab 7.11. gingen die Anmeldungen bei Richard ein, am 30.11. war das Wochenende längst ausgebucht und Richard hat daraus dankenswerterweise eine schöne excel Tabelle erstellt.

Am 10.1.2011 sah die Schneelage nicht rosig oder besser gesagt nicht pulvrig weiß aus, der Fön hatte an der Schneedecke genagt. Zum Vortreffen am 12.1. waren die 29 Tourengänger deshalb zwar traurig, aber dennoch motiviert, das Wochenende anzugehen.

Abfahrtszeiten aus Karlsruhe waren das erste Kriterium, sich zu sortieren. Und nachdem dies ausklamüsert war, beugten sich diese knapp 29 Köpfe über die Lawinenlageberichte, Karten und Snowcards. Die erste Tour musste gemeinschaftlich unter allen Aspekten der Sicherheit geplant werden.

Dieses Skitourenwochenende wurde vor allem initiiert, um Menschen mit wenig Skitourenerfahrung und ohne feste Tourenpartner die Möglichkeit zu geben, sich zu vernetzen und Erfahrung zu sammeln. Deshalb wurden die Tourenplanungen auch mit den alten Hasen besprochen.

Und dann ging’s los. Donnerstag 13.1. kurz nach 16 Uhr fuhr das erste Auto ab. Das letzte traf am Freitag abend gegen 21 Uhr am Turrahus ein. Hier eine kurze Gedenkminute für den unglücklichen Fuchs, der unter einem der Autos sein Leben lies, da er Freitag früh um 5 über die Autobahn lief und damit auch ein Auto funktionsunfähig machte.

Das Turrahus oder Turahaus, oder wie auch immer, ist ein alter Berggasthof mit Zimmern und 24 Lagerplätzen am Ende des Safientals auf 1694m. Die letzten Kilometer vom Rheintal in die Höhe überraschen durch extreme Kurven auf schmaler Straße.

Vor’m Haus eine schöne Sonnenterrasse, innendrin zwei rustikale Gasträume. Es hatte am Donnerstag oben geschneit und rund ums Haus geregnet; laut Lawinenlagebericht lagen wir gerade noch im 2er Bereich.

Freitag früh war es noch ziemlich ruhig am Frühstückstisch, vereinbart war 8.30 Uhr angefellt startklar zu sein, was auch fast geschafft wurde.

Die erste Gruppe erarbeitet sich durch unberührte Neuschneeweiten, vorbei an Wechten und Rinnen eine völlig eigene, kollektiv durchdiskutierte Spur zum Strätscherhorn. Immer wieder beugten sich alle acht über die Karten, gingen bis zur nächsten Kante und beratschlagten erneut. Ziemlich glücklich erreichten wir später als gedacht den Gipfel auf 2557m.

Die Abfahrt musste genauso bedacht geplant werden. Zunächst über Eis, dann ein Stückchen Pulver bis es bald zum Bruchharsch überging und man schließlich den Schnee zwischen dem Gestrüpp suchen musste. Aber man konnte bis zum Haus abfahren. Alles bei strahlendem Sonnenschein!

Eine spätere Gruppe fand die Abfahrt zum Wannatobel und hatte etwas mehr Spaß.

Freitagabend, in geselliger Runde startet die Tourenplanung für Samstag: wieder 29 Köpfe über den Karten.

Jede Gruppe gab eine Gruppenliste mit Ziel und „Chef“ bei Ansgar oder Erik ab, so dass es in der Gruppe keinen Routenführer, wohl aber jemand gab, der wusste, wer alles dazugehört und folglich wieder mit zurückkommen musste. Damit keine Gruppe nur aus relativ Unerfahrenen bestand, schlossen sich routinierte Tourengänger an.

Abgesehen von einer Gruppe, die zum Strätscherhorn aufstieg und einer, die den Piz Guw ins Auge fasste, fanden sich die anderen in verschiedenen Gruppen zusammen, die alle den Piz Tomül (2945m) bezwingen wollten. Auch ein Snowboarder war mit von der Partie, der mit Schneeschuhen aufstieg.

Samstagfrüh, etwas Neuschnee, frostig kalt, Aussicht auf einen sonnigen Tag.

Wieder musste nach dem Piepscheck der Gruppenrhythmus gefunden werden, um gemeinsam an Höhe zu gewinnen. Zum Piz Tomül gingen die letzten 300 Höhenmeter einen Grat entlang, der nicht von allen in Angriff genommen werden wollte – immerhin musste man ja auch wieder runter kommen. Von oben konnten sie auf die Gruppe auf dem Piz Guw (2707m) und wie diese ins benachbarte Valsertal hinunterblicken – natürlich bei strahlendem Sonnenschein. Der Weitblick war herrlich und Ansgar konnte viele Gipfel grüßen.

Der obere Teil der Abfahrt war an diesem Tag einfach nur herrlich. Eine wundersame Schneeumwandlung musste geschehen sein, nur ein paar Zentimeter Neuschnee, ein paar Grad unter null, Sonneneinstrahlung an den Osthängen, so dass einige Leute gekonnte Wedel Spuren in den unberührten Hang legten. Wir wurden einfach vom Glück verwöhnt!

Einige hatten so Spaß, dass sie zwischendurch noch einmal ein paar hundert Höhenmeter aufstiegen, um die Hänge nochmal auszukosten.

Zugegebenermaßen war der Schnee untenrum nicht schön, aber mit einer schlechten Piste konnte er mithalten.

Das Abendessen am Samstag war eine sehr gesellige und lustige Sache. Es gab große Mengen Käsefondue, an dem sich alle den Magen vollschlugen.

Danach zunächst die organisatorisch etwas mürbe machende Frage, wie alle Teilnehmer und alle Skier wieder nach Hause kommen konnten, denn manche wollten bis Montag bleiben, während die meisten am Sonntag zurück mussten, um am Montag wieder zu arbeiten. Doch auch dies ließ sich klären. Also wieder: 29 Köpfe über Karten bei der Planung für Sonntag, same procedure as every evening. Der Piz Guw als Ziel der abfahrtsorientierten Tourengänger. Das Tällihorn mit seinen 2856 Metern und das Bärenhorn mit seinen 2929 Metern als Ziel der Höhenorientierten. Eine Kleingruppe ging antizyklisch Richtung Piz Tomül.

Zum Tällihorn wurden zwei Varianten gewählt. Der eine sich länger dahinziehende Aufstieg direkt vom Haus aus oder die knackigere Route von Bäch aus, drei Kilometer das Tal hinunter. Gemeinsam konnten sie wieder bei strahlendem Sonnenschein die Aussicht genießen und gemeinsam bis Bäch abfahren. Dort wurden sie wieder auf dem Weg gen Deutschland eingesammelt.

Fazit: Ein gelungenes Wochenende mit super Wetter, gar nicht so üblem Schnee und sehr vielen, sehr unterschiedlichen, sehr netten Menschen, die die Leidenschaft teilten, die herrliche Freiheit schneebedeckter Berge sowohl beim schweißtreibendem Aufstieg, als auch bei der herausfordernden Abfahrt, zu genießen. Auf weitere schöne Touren!

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