Dent Blanche 16.-18.07.2010
Teilnehmer: Hansi, Jochem, Erik und Ansgar (Bericht)
Das Wetter verspricht im südlichen Wallis Sonnenschein nach einem Gewitter am Samstag. Ohne große Diskussion ist Erik und mir sofort klar wo wir angreifen werden. Es gibt noch eine offene Rechnung mit einem der ganz Großen im Wallis. Nachdem sich die Dent Blanche letztes Jahr tapfer gegen die Karlsruher Sektion gewehrt hat, soll damit nun Schluss sein. Per Mail werden alle Enttäuschten des letzten Herbstes zusammengetrommelt. Leider müssen Uta und Martin passen. Dafür können wir Jochem gewinnen und Hansi will uns bis auf die Hütte begleiten.
Freitag 16.07.2010 –Anfahrt
Am Freitag Abend geht es nach einigem Taktieren mit der Staulage endlich los und wir erreichen nach Mitternacht Ferpècle am Fuße der Dent Blanche. Wie letztes Jahr verbringen wir die Nacht auf dem Parkplatz unterhalb des Stausees um den Hüttenaufstieg wenigstens mit etwas Schlaf anzugehen.
Samstag 17.07.2010 – Aufstieg zur Cabane de la Dent Blanche
Lange wird die Nacht nicht, da wir uns am Morgen früh auf den Weg machen. Es ist kurz nach halb 6 als wir den Parkplatz verlassen. Der frühe Aufbruch wird sich noch auszahlen, da Mittags Hitze und Gewitter angesagt sind.
Nach dem üblichen Geplänkel um 1700hm Seiltragen, bei dem Erik diesmal nicht helfen darf, sind wir dann noch vor Mittag auf der Hütte und machen schon mal Bekanntschaft mit der Wirtin aus dem Westerwald. Diese berichtet uns von 43 Gästen und guten Verhältnissen am Berg. Das gefällt uns. Jeder nutzt nun die Zeit um sich eine Mütze voll Schlaf zu besorgen oder um einen neugierigen Blick vom Grat aufs 'Horu' zu werfen. Als dann auch Hansi nach einigen Stunden seinen Schlaf nachgeholt hat gibt es Abendessen. Wie immer versuche ich den Salat in Hauptgericht zu verwandeln... zum Glück gibt es hier ordentlichen Nachschlag. Nachdem Erik beim Abtrocknen geholfen hat, kommt seine Mannschaft in den Genuss eines lokalen Schnapses von der Wirtin. Diesen können wir auch auf Grund des Wetters gut gebrauchen. Mittlerweile war das Gewitter voll im Gange und es graupelte noch bis in die Nacht hinein. Die Schuhe schon unter dem Frühstückstisch deponiert lege ich mich mit gemischten Gefühlen schlafen – der weiße Zahn wird doch nicht schon wieder wehren?!?
Sonntag 18.07.2010 –Dent Blanche Wandfluhgrat
Ich werde durch einen scharfen Lichtstrahl einer Stirnlampe geweckt. Eigentlich darf ich noch etwas schlafen dennoch findet der fokussierte Strahl ständig den Weg in meine Augen. Also raus aus den Federn – besser zu früh als zu spät. Das Frühstück haben wir schnell verdrückt und wir machen uns auf den Weg. Hansi legt sich wieder hin und will später aufstehen. Gleich 2m nach der Hütte rutscht Jochem schon fast auf einem glatten Stein aus. Es ist alles angezuckert und ich denke über Steigeisen nach. Das kurze Stück zum Firngrat hoch geht aber ganz gut und alle ziehen erst hier die Steigeisen an. Gleich nach dem „Hüttenpfeiler“ tauchen einige Bekannte von uns auf, Matterhorn, Zinalrothorn, Weißhorn und Mont-Blanc – ein toller Anblick.
Es geht in Fels und Firn, jedoch immer leicht, weiter in Richtung Gran Gendarm. An dessen Fuß entscheiden wir uns ihn zu umgehen. Es wird nach links gequert um in den Sattel hinter den Gendarm zu kommen. Im kommenden leicht ausgeprägten Couloir kommt es zum Stau. Die vielen Seilschaften schaffen ein großes Durcheinander. Das Abwarten macht kalte Finger. Es fliegt noch ein kleiner Stein einige Meter neben mir vorbei. Die Laune war schon mal besser. Erik steigt als erster auf den Grat aus und sichert uns schnell nach. Endlich Sonne! Von hier an kommen wir wieder zügiger voran. Über festen Fels geht es erst dem Grat entlang und dann in die etwas bröselige Ostflanke. In dieser umgehen wir ein oder zwei Türme um dann wieder den Grat zu erreichen. Wieder müssen wir etwas warten bis wir zum Stand in der Westflanke vor der letzten anspruchsvollen Stelle vorrücken können. Dort angekommen geht Jochem vor und klettert den Kamin in Richtung Grat hoch. Um das Seil sind wir hier alle doch ganz froh. Mit den Steigeisen an den Füßen ist das ganze dann doch interessant. Nochmal Stand und dann sind wir oben angekommen und haben die Hauptschwierigkeiten hinter uns gebracht. Es folgen nun noch 150hm leichteres Gelände.
Wir machen eine kleine Rast und schmieren noch mal Sonnencreme nach. Erik will noch die Sonnenbrille aufziehen und vergisst, dass er den Pickel kurzzeitig zwischen Rucksack und Rücken deponiert hatte. Kaum ist der Rucksack unten saust das schöne Eisgerät im Sturzflug die Flanke runter. Wir schauen alle beeindruckt hinterher. Nun wäre Erik so ein „lächerlicher Skitourenpickel“ ganz lieb über den wir gestern noch gelästert haben. Kurz gescherzt merken wir, soooo lustig ist das jetzt nicht ohne Pickel hier oben. Wir beraten uns kurz und ich gehe voran und sage Erik jede eisigere oder steinigere Stelle an, so dass er seinen Weg ganz konzentriert fortsetzen kann. Nun sind es nur noch wenige Meter zum Gipfel von dem uns schon eine Seilschaft entgegenkommt. Ein schönes Kreuz erwartet uns ganz oben mit einem gigantischen Blick auf so ziemlich alles was Rang und Namen hat in den Alpen. Jochem kommt wenige Minuten später und somit ist unser Gipfelteam komplett. Wir genießen die Aussicht, machen Fotos und stärken uns ein wenig und das eine ganze Stunde lang. Es wäre ein Verbrechen bei diesem Wetter schon nach 15 min wieder abzusteigen.
Dennoch irgendwann muss man los und den endlos langen Abstieg angehen. Zunächst kommen wir noch zügig voran. Der Abstieg bis zur ersten Abseilstelle ist nicht so weit. Hier wird es wieder interessanter. Wir haben beobachtet wie andere vor uns von einem Türmchen abgeseilt haben. Das wollen wir auch probieren. Ich lasse mich von Erik einige Meter ab um an einem furchtbar ausgesetzten Gratstückchen abzuklettern und Stand zu machen. Von dort lasse ich mich weiter ab zu einem dubiosen Stand von dem man wieder aufwärts klettern muss auf den Grat. Wir verlieren durch die ungeschickten Stände mehr und mehr Zeit. Erst der Abstecher in die Ostflanke geht wieder etwas zügiger. Am Grand Gendarm ist die Lage deutlich übersichtlicher und wir seilen rasch ab. Nun wieder leichter und ein letztes Firnfeld muss Erik noch sicher passieren ohne Pickel und dann haben wir das Gröbste geschafft.
Hansi wird informiert, dass es später werden kann. Er will uns entgegenkommen so weit er kann. Am Ende des Firngrates können endlich die Steigeisen abgezogen werden. Was ein Gefühl nach 11h eiern auf Eisen. Keine zwei Schritte weiter erspähe ich Hansi und der schießt Bilder von uns wir wir uns die letzten Meter zur Hütte runterkämpfen. Als Honorar für unsere „Laufstegshow“ auf dem Hüttengrat hat er uns 1,5 l gekühlte Rivella mitgebracht, die wir sofort vernichten.
Bei einer Pause auf der Hütte erzählt uns Hansi wie er aus dem Lager, gestützt von Kissen, mit dem Fernglas die Bergsteiger am Grat beobachtet hat. Die Gedanken schweifen schnell aber um weniger Gemütliches: Weitere 1700hm Abstieg. Unten angekommen sind wir alle fertig nach einer tollen Tour. Nach einem kurzen Waschstopp am Bach schlafen Erik, Jochem und ich auf der Autobahn sofort ein. Zum Glück gibt es ja Hansi der uns sicher nach Karlsruhe bringt. Vielen Dank!