Mont-Blanc 22-24.04.2010

Teilnehmer/innen: Ansgar und Erik (Bericht)

Der Montblanc steht auf der Liste der meisten Bergsteigerinnen und Bergsteiger und so wird aus Ansgars Vorschlag „Wie siehts denn aus mit dem Mont Blanc?“ schnell eine realistische Möglichkeit als bei Erik und Ansgar sowohl verfügbare Zeit als auch ein Wetterfenster lockt. Die Route über die Grand Mulet steht schon bald fest und es ist zu Wochenmitte auch noch Platz für Freitagnacht. Der Hüttenwirt spricht von guten Bedingungen. Wir müssten beide eigentlich noch akklimatisiert sein wollen aber noch eine kleine Tour auf dem Hinweg einschieben – da bietet sich der Wildstrubel über die Engstligenalp an, den kann man ohne Stau nur unter der Woche oder bei Schlechtwetter machen.

Donnerstag 22.04.2010 –Anfahrt und Wildstrubel (Grossstrubel)

Erst gegen halb 5 Uhr morgens kommen wir in Karlsruhe los was zum einen zu kleineren Staus in Basel und Bern als auch zum Kuhstau in Adelboden führt. Somit verspäten wir uns etwas und sind erst gegen 10 Uhr am Ende des Talbodens der Engstligenalp. Die Alternative über Schlepplift und Hangquerung erscheint uns zum einen wenig zeitsparend als auch dem Trainingseffekt abkömmlich und so steigen wir direkt auf. Recht bald sind wir unter dem Frühstücksplatz wo wir eine kleine Rast machen. Über die Wechte geht es dann auf den Frühstücksplatz hinauf und in linksschwenkend den Hang hinauf. Zum eigentlichen Gipfel ists dann noch weiter als man denkt aber gegen 13 Uhr sind wir dann oben. Trotz hoher Wolken gibt’s viel Berge zu sehen – der Wildstrubel ist einfach ein toller Aussichtsberg.


An der Wächte


Auf dem Wildstrubel, hinten links das Weisshorn


Zurück am Frühstücksplatz

Hintunter geht’s dann fix. Bis unter den Frühstücksplatz in Pulver, danach weich und sulzig werdend. Wir verpassen leider die super- Falllinie vom Frühstücksplatz hinunter (siehe Bild) und nehmen die Abfahrt westlich – aber das nächste Mal kommt bestimmt. Über den Talboden ist dann noch ein bisschen schieben angesagt und nach einem Einkehrschwung nehmen wir die Gondel hinunter zum Auto. Und bald geht’s durch den Tunnel ins Rhonetal und nach Chamonix wo wir im Hotel la Bagna eine nette und nicht zu teure Übernachtung finden.


Blick von der Engstligenalp


Bushaltestelle


In Chamonix angekommen – ganz hinten der Gipfel

Wir spazieren noch ein wenig durch Chamonix – die Auswahl im Sportgeschäft vor Ort ist wirklich überwältigend für uns aus der Karlsruhe Diaspora. Leider hat das Bergführerbüro schon zu und so können wir uns nicht aus erster Hand erkundigen. Das AV-Wetter verspricht für den morgigen Tag eine Wolkendecke um die 4000m, am Gipfeltag aber bestes Wetter.

Freitag 23.04.2010 – Refuge du Grand Mulet

Die Wirtin empfiehlt uns keinen Stress mit der Bahn zu machen und so nehmen wir halt die zweite oder dritte Gondel auf das Platau du Midi. Mit uns in der Gondel sind weitere 6 AspirantInnen und es ist damit zu rechnen daß weitere folgen werden. Von der Mittelstation aus geht es die Moräne hinauf bis wo sie abzufahren geht. Dann entweder ein Stück hinunter fahren und wieder aufsteigen oder teils über Lawinenkegel immer am Hang langqueren. Wir nehmen bei der frühen Uhrzeit letzteres. Oberhalb der alten Mittelstation quert man dann abwärts bis man auf den Gletscher kommt. Wir sind insgesamt etwas zu hoch gekommen was es dann wieder lohnend macht die Felle abzunehmen und über die Lawinenkegel abzufahren.

Am Gletscher dann die Reste eines ein imposanten Lawinenabgangs der auch im Gipfelbuch.ch erwähnt war: Kaum glaubhaft daß der Eissschlag aus der Midi-Flanke so weit über den doch recht flachen Gletscher ausgelaufen ist. Mehrere hundert Meter breit und auch ebenso lang. Wir nehmen an daß mit der Entladung das meiste weg ist und wähnen uns in relativer Sicherheit – obs stimmt weiss keiner. Die Spaltenzone bei Jonction ist schnell überquert und es folgt der etwas mühsame Aufstieg zur Hütte bei Windstille und durch die Wolken drückende Sonne. Aber auch das ist dann mal geschafft und es geht über den kurzen Kettenweg zur Hütte. Wir sind noch die ersten und so ist es ganz gemütlich. Im Laufe des Tages füllt sich die Hütte immer mehr – die letzten treffen während des Abendessens ein was wir anhand der vorhandenen Gefahrenstellen im Hüttenaufstieg nicht ganz nachvollziehen können. Nun ist noch zu klären welche Route auf den Gipfel wir nehmen wollen.


Am Plateau du Mid


Blick zum Dome de Gouter


Blick zum Dome de Gouter

Die Hüttenwirte empfehlen mit Nachdruck die rechte Route über den Gouter-Grat, die meisten Tourengeher scheinen aber die klassische Route über die Plateaus nehmen zu wollen. Die Route über den Grat hat im Moment nur eine Fussspur drin und es soll auch ein wenig Blankeis geben. Da wir uns ausreichend akklimatisiert fühlen wollen wir lieber diese Route nehmen statt der Eissschlaggefahr ausgesetzt zu sein die sich beim Weg über das Petit Plateau ergibt. Die Erinnerung an das Unglück am Mont Blanc du Tacul wo viele Leute ums Leben gekommen sind ist noch frisch.

Wecken ist um 1 Uhr angesagt was wir etwas früh finden aber da wir nicht wissen was uns die Route über den Dome de Gouter an Zeit kosten wird wollen wir lieber auch früh los gehen. Also gehen wir gleich nach dem Abendessen ins Bett und versuchen noch etwas zu schlafen – was uns aber dank der weintrinkenden Schnarcher so gut wie nicht gelingt.

Samstag 24.04.2010 – Mont Blanc

Um 1 Uhr wird aufgestanden – so mancher zieht schon im Lager die Sonnenbrille auf. Obwohl wir keine Hektik machen sind wir um 01.45 dann doch vor der Hütte und steigen zum Skidepot ab. Anfellen und dann gemütlich losmarschieren zum Kraftsparen heisst die Devise. Auf einer Höhe von 3500 m heisst es dann nach rechts ziehen und über die vorhandene Spur im steilen Osthang auf den Beginn des Goute-Nordgrates hinauf. Dort Steigeisen anziehen und Ski aufbuckeln. Nach ca. 300 m geht’s über mehrere Blankeisstellen die aber problemlos zu gehen sind. Nun legt sich der Grat auch etwas zurück. Ab dem Pointe Bravais geht es mit Ski weiter, es beginnt auch die Morgendämmerung. Nun über flaches Gelände in den Col du Dome und dann zum Skidepot etwas oberhalb der Biwakschachtel. Auf dem Col du Dome treffen wir auf die anderen Seilschaften die über die Petit und Grand Plateau aufgestiegen sind. Die Route über den Grat kostet dann doch mehr Zeit. An der Biwakschachtel machen wir Vesperpause. Wir beschliessen die Ski nicht mit hochzunehmen.

Ab dem Skidepot geht es unschwierig immer dem Grat folgend bis zum Gipfel. Es heisst etwas aufzupassen weil doch einige Seilschaften mit teilweise mächtigem Seilverhau unterwegs sind. Aber irgendwie passt es immer ganz gut und wir haben nie Angst haben müssen dass uns jemand auf den Kopf fällt. Meistens sind es ja auch eher waagerechte Gratstücke. Gegen 8.30 Uhr treffen wir am Gipfel ein.


Vallot-Biwakschachtel


Auf dem Bosses-Grat


Letztes Stück

Es weht ein kalter Wind – es ist halt auch ein wenig früh am Tag. Panorama und Aussicht nach Westen und Osten schön – aber lange halten wir es nicht oben aus und bald sind wir wieder bei den Ski.


Am, Gipfel – Blick nach Süden


Am Gipfel


Am Gipfel – hinten der Peuterey-Grat

Es beginnt die Traumabfahrt über unregelmäßigen Plattenpulver und Bruchharsch. Aber sicher spielen neben dem Schnee auch die 1800 Höhenmeter in den Beinen eine Rolle. Zudem müssen wir bei der Abfahrt über die eissschlaggefährdeten Abschnitte auch auf die Tube drücken was angesichts der spektakulären Kulisse etwas schade ist. Die Seracs und Brüche sind hier riesig, an die hundert Meter hoch.


Gipfelaufbau


Aiguille du Midi und unten die Mulet-Hütte


Bald sind wir auf der Höhe der Hütte wo der Schnee dann etwas leichter zu fahren ist. Das letzte Stück über Jonction hinunter ist kein Problem und gegen halb zwölf sind wir unterhalb der Aiguille du Midi und fellen wieder an.

Die Querung unter der Midi herum ist aufgrund der frühen Uhrzeit noch prima zu machen. Hier locken diverse Spuren die am Rande des Bossons-Gletscher nach unten führen aber weite unten wäre noch einiges zu tragen angesagt – bei etwas mehr Schnee wäre das sicher interessant. Die Querung über den Glacier du Pelerins -auch hier führen Abfahrtsspuren nach unten - ist so mühselig wie wir befürchtet hatten. und kostet uns fast eine Stunde aber zuguterletzt ist das auch geschafft und um kurz nach eins steigen wir in die Seilbahn. Nun noch gemütlich eingepackt und gegen halb drei fahren wir los – kaum zu glauben wie schnell das ging.


Zurück in Chamonix


Aiguliie Argentier und Dru


Fazit:
Der Mont-Blanc ist bei schönem Wetter ein leichter Berg – wir hatten das Glück daß wir auf die Hüttenwirte gehört haben und die interessantere Route über den Dome du Gouter genommen haben. Ansonsten wäre es dann doch eine mächtig langweilige Hatscherei gewesen die nur durch die Angst vor dem Eisschlag aufgelockert worden wäre. Im Nachhinein hätten wir später starten sollen – da wir dann doch recht zügig unterwegs waren hatten wir sehr viel Zeitreserve für die Gefahrenstellen unterhalb der Aiguille du Midi. Eine Stunde später wäre sicher noch ohne Risiko gegangen und wir hätten es im Aufstieg schöner gehabt und auch auf dem Gipfel wäre es wärmer gewesen. Aber so ists halt – Respekt vor dem Gipfel schadet auch nicht. Und vielleicht kommen wir auch mal wieder?

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