Diamantstock Ostgrat (Versuch) – 19-21.09.2008
Teilnehmer/innen: Ansgar und Erik (Bericht)
Mitte September ist schon einiges an Schnee gefallen und es ist ziemlich unbeständig. Zum Wochenende hin sagt meteoschweitz jedoch Traumwetter voraus und es stellt sich nur noch die Frage „Wohin?“. Das Zinalrothorn wäre sehr interessant und wohl auch mit dem Schnee noch zu machen. Leider scheint der Winterraum der Hütte aber keine Heizung zu haben und frieren wollen wir eigentlich nicht – die Erkältung sitzt Erik noch im Hals. Wie wäre es mit dem Diamantstock über den Ostgrat? Schnee ist wohl drin aber nach Auskunft von Bächlitalhüttenwirtin Barbara müsste er machbar sein.
Freitag, 19.09.2008 - Anfahrt und Hüttenaufstieg
Gemütliche Anfahrt zum Räterichsbodensee und Aufstieg zur Hütte. Die Ausblicke in die Berge verheissen zum Teil einen ganzen Haufen Schnee. Nordseitig ists zum Teil geschlossen. Eine Gruppe kommt von der Grübenhütter herüber und erzählen von einem halben Meter Schnee. Nun – mal sehen wie es wird. An der Hütte vertreiben wir uns noch wo wir uns noch für eine Weile im Klettergarten die Zeit und machen uns die Füsse und auch sonst noch einiges nass – das Tal heisst heute nicht umsonst Bächlital. Abends sind wir bis auf eine andere 2er Gruppe allein mit Ursi und ihrem Sohn die uns sehr nett betreuen.
Samstag, 20.09.2008 Diamantstock Ostgrat (Versuch)
Start ist gegen 6 Uhr. Im Dunkeln stapfen wir gegen die Untere Bächitallücke. Zum Einstieg geht es dann über schneebedeckten Schutt bis hinauf auf den Grat was keine rechte Freude ist da man immer die tiefen Löcher findet. Um 8 Uhr sind wir am Einstieg. Es ist noch ziemlich kalt. Den Grataufschwung hinauf (mehrere BH) gehen wir mit Kletterfinken was für ziemlich kalte Füsse sorgt. Der erste Aufschwung ist knapp 60 m hoch, danach geht es dann horizontal weiter, der Grat senkt sich auch ein wenig. Teils ist das Gehgelände, teils auch zum sichern. Ein kurzer Einschnitt lässt sich am einfachsten mit zweifachen Ablassen (1BH) überwinden, hinauf ist nicht ganz einfach bei dem Schnee (1BH).
Hinter dem Einschnitt sind 50m Gehgelände bis zu einem markanten Aufschwung den man über einen interessanten Quergang links umgeht (BH). Nun wieder auf den Grat hinauf und weiter in leichteren Gelände. Den nun folgenden Aufschwung umgehen wir rechts (nordseitig) was mit dem tiefen Schnee eine herrliche Löchersucherei im Blockgelände ist. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen links zu gehen. Wieder zurück auf dem Grat erreichen wir den Einstieg für den verkürzten Grat. Zuerst eine leichte Seillänge die man auch seilfrei gehen könnte. Der folgende Aufschwung ist nicht ganz einfach zu nehmen da die nordseitig gelegenen Einstiegsstellen vereist sind – zumindestens für die kürzeren Leute nicht zu nehmen. Aber eine Bandschlinge hilft weiter. Der eigentliche Aufschwung ist links anzugehen (BH) und man ist auch gleich wieder auf dem Grat oben.
Nun folgen wir dem Grat immer weiter, zum Teil gehen wir gemeinsam am Seil, zum Teil wird am Stand gesichert. Aber auch hier macht der Schnee die leichten Kraxeleien deutlich schwerer, vor allem die nassen Sohlen der Bergschuhe sind nicht so griffig wie wir uns das wünschen würden. Inzwischen ist die Uhrzeit auch deutlich fortgeschritten und es ist absehbar dass wir unser Gipfelziel heute nicht erreichen werden. Der Abstieg vom Gipfel über die Ostflanke kostet ja auch bei guten Verhältnissen einiges an Zeit und mit dem Schnee noch mehr - es sind noch ja auch noch keine Spuren vorhanden. Aber der Notausstieg vor dem eigentlichen Gipfelaufschwung ist ja nicht mehr weit.
Eine schöne Abseilpiste ist das Abseilen von einem Zacken kurz vor dem Einschnitt – aber natürlich nur zu machen mit den Halbseilen, ansonsten muss man die eingerichtet Piste in der Rinne nehmen. Schnell sind wir unten auf der Rampe und suchen uns einen Weg zum Gletscher hinunter. Noch einmal ein paar Meter abseilen und das ist auch geschafft.
Großes Panorama-Bild des Grates hier klicken
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Der Weg über den Gletscher ist nicht ohne. Spuren aus früheren Begehungen sind nicht mehr zu erkennen. Eine vorhandene, leider dünne Firndecke und der Neuschnee decken die Spalten nur für die Augen zu. Wir sind froh die Kletterei abgebrochen zu haben und den Weg bei Helligkeit gehen zu können – ein Abstieg in der Dunkelheit wäre deutlich riskanter gewesen. Aber so können wir die größeren Spaltenzonen gut umgehen. Mit einigen Sprüngen und Stochereien im Schnee schaffen wir es doch noch ohne Spaltensturz.
Gegen 5 Uhr sind wir wieder auf der Hütte wo wir uns die Zeit vertreiben. Es ist deutlich voller geworden, einige Familien mit Kindern und ein paar Bergsteiger. Eine größere Gruppe wollte am Sonntag den Ostgrat machen entscheiden sich aber dann für den Normalweg über die Ostflanke. Eine Zweiergruppe will den verkürzten Ostgrat gehen was sicherlich bei den Verhältnissen eine gute Entscheidung ist. Hätten wir das auch so gemacht wären wir sicher auf den Gipfel gekommen – aber was solls? Abbrechen muss man auch können – und in Anbetracht des komplett ungespurten Abstiegsweges hätte uns ein Weitergehen bei der heutigen Tour ziemlich in die Bredouille gebracht. Biwak am Diamantstock Ende September – das wäre nichts gewesen...
Sonntag, 21.09.2008 Klettern an den Seeplatten
Morgens lassen wir es dann gemütlich angehen und steigen langsam zum Räterichsbodensee ab. Während wir absteigen kommen die Nebelwolken hoch. Wir steigen aber trotzdem in eine der Routen an den Seeplatten ein und üben uns in der Plattenschleicherei. Belohnt werden wir dann doch noch von der Sonne die sich zeigt und fahren dann nach eifriger Heidelbeeren-Ernte für die Lieben daheim nach Hause.
Fazit: Es war den Versuch wert – bei besseren Verhältnissen hätten wir es sicher geschafft. Aber natürlich hätten wir das vielleicht schon vorher wissen und uns für den verkürzten Grat entscheiden können....