Basodino und Helgenhorn im Tessin – Wochenende 02-03.04.2008
Teilnehmer/innen: Uta und Erik (Bericht)
Die letzten Skitouren sind auch schon eine Weile her so dass der Leidensdruck groß genug ist auch mit einem zur Verfügung stehenden Wochenend-Fragment auf Tour zu gehen. Von der Wetterlage her ist das erste Märzwochenende geprägt vom Sturmtief „Emma“ die sich im nördlichen Teil Europas mächtig austobt. Für das Tessin sagt meteoblue und meteoschweiz für Sonntag und Montag jedoch überwiegend Sonnenschein voraus – also ist der Entschluss schnell gefasst. Bisher hatte es ja immer geklappt. Anja, Ansgar und Ansa als potentielle MitfahrerInnen (da StudentInnen) sind leider anderweitig verplant oder müssen am Montag arbeiten. Schade.
Aufgrund der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit ist „hinter dem Gotthard rechts“ geplant. Vom Bedrettotal wollen wir aufs Helgenhorn und nach einer Übernachtung im Rifugio Maria Luisa am Montag auf den Basodino.
Sonntag, 02.03. - Anfahrt und von All' Acqua auf das Helgenhorn.
Morgens um 4 Uhr geht es los. Nach freier Fahrt am Sonntagmorgen sind wir vor 8 Uhr in All' Acqua wo sich anscheinend auch alle anderen Besucher von meteoblue und meteoschweiz versammelt haben. Zweifelnde Blicke in den Himmel sind an der Regel – momentan regnet es noch leicht, nur manchmal sind blaue Stellen zu erahnen. Beim Umziehen ist keine Eile angesagt so dass wir wohl gegen 9 Uhr losgehen. Anfangs sind noch ein Haufen Leute mit uns unterwegs. Ein Teil schwenkt schon weit unten in Richtung Poncione Val Piana ab, die nächsten dann zum Pizzo Grandinagia. Nach dem Passo san Giacomo gehen die wenigen Anderen dann alle zum Punkt 2489 oder dem Punkt 2618 in der Bergkette die sich östlich vom Helgenhorn herunterzieht und so ist dann auch Spurarbeit angesagt. Zwischen 10 und 20 cm Neuschnee liegen und sind zum Teil verblasen. Der Wind bläst immer noch ziemlich heftig aus Südwesten – inzwischen sind wir aber mit Sonnenschein gesegnet der sich durch ein lokales Wolkenfenster zwischen ergibt.
Am Fuss des östlichen Gipfelhangs treffen wir noch eine lustige italienische 3er Senioren-Gruppe die sich über unsere Spur freuen. Oben am Gipfel finden wir ein windgeschütztes Plätzchen und ein Gipfelfoto mit uns zweien ist dann den Italienern auch drin. Insgesamt sind wir 5 an dem Tag wohl die einzigen auf dem Helgenhorn. Beim Blick nach Osten hinunter sind aber ein Haufen Leute im Anstieg auf den Sattel zwischen Helgenhorn und Punta die Valrossa – das ist auch eine sehr schöne Abfahrt. Eine Gruppe ist auch im Anstieg auf die Punta di Valrossa zu sehen.
Abfahrtstechnisch verzichten wir aufgrund vermutetem Schneemangel auf die südliche Direktabfahrt was sich im Nachhinein als Fehler herausstellen sollte – aber was solls. Wir fahren den Hang zum Lago Toggia direkt hinunter und schieben den Rest zur Hütte. Am Rifugio Maria Luisa ist echter Wochenend-Trubel angesagt so dass wir den Nachmittag in der Sonne draußen verbringen. Ein paar hohe Schleierwolken sind inzwischen aufgezogen die sich gegen Abend aber wieder verziehen.
Abends sind wir dann die einzigen Gäste auf der Hütte und geniessen die Ruhe. Der Lawinenlagebericht sagt nichts unerwartetes – eine 2 ist angesagt. Mal sehen was der Wind am Basodino so hingeblasen hat – ein Teil des Weges hat ungünstige Expositionen und ist auch nicht flach. Der Wind bläst auch abends noch kräftig.
Montag 03.03. - Basodino und Abfahrt nach All' Acqua.
Morgens gegen 8 Uhr gehen wir bei wolkenlosem Himmel und noch Windstille los. Richtung Kastellücke geht es durch kupiertes Gelände gemächlich aufwärts. Der Anstieg zur Lücke ist gut verspurt und im unteren Bereich ohne Windeinfluss. Oben ists dann kräftig freigeblasen, die letzten Meter lassen sich nur mühsam erklimmen. Zwischenzeitlich hat sich der Wind auch entschieden seine Arbeit fortzusetzen und bläst heftig durch die Lücke.
Auf der anderen Seite sind nicht die heftigen Triebschneeansammlungen anzutreffen – im Gegenteil sind wir froh bei der Traversierung durch das steile Gelände nicht abschnallen zu müssen. Ein kurzes steiles Stück hinunter auf den Gletscher ist dann deutlich mehr Schnee vorhanden, dieser ist aber durch die Sonne gestern schon stark gesetzt und verfestigt. Nun geht es den Gletscher hinauf über eine steile felsdurchsetzte Rampe auf den oberen Teil des Gletschers. Oben ist dann alles hart verblasen und wir entscheiden uns für den Anstieg über den Nordgrat da wir uns von der Ost-Variante keinen Abfahrtstechnischen Vorteil versprechen. Das Skidepot ist der Sattel zwischen Basodino und Pizzo Caverno. Eigentlich müsste es von hier aus eine Möglichkeit geben in die Westflanke abzusteigen was aber aufgrund des Schneemangels dieses Jahr ausfällt – auch weiter unten verspricht die Westflanke viel Steinkontakte.
Vom Skidepot aus geht es den netten Grat hinüber zum Gipfel, der mit einem Mini-Gipfelkreuz ausgestattet ist. Der Gipfel ist sehr klein so dass wir auf eine längere Pause im Wind verzichten und uns nach einem weiten Rundblick (diesmal aus einem ganz anderen Blickfeld) bald wieder auf den Rückweg machen.
Zurück im Skidepot überlegen wir uns -das versprochene schlechte Wetter lässt auf sich warten- als Rückweg-Variante die Bochetta di Val Maggio zu nehmen was uns eine tolle Abfahrt im unteren Gletscherbereich verschafft. Der Aufstieg zur Bochetta läuft durch sehr schönes Gelände. Auf der Westseite der Bochetta gibt’s aufgrund des wenigen Schnees ein lustiges Slalom-Fahren um die Steine herum. Weiter unten geht’s dann direkt runter bis zum Laghi Boden. Die ganze Zeit über hängt nun schon die Wolkensuppe im Norden am Gotthard fest – bei uns im Süden ists immer noch sonnig.
Vom Laghi Boden geht’s dann über 2 km immer bergauf-bergab mit Spurarbeit bis oberhalb des Passo Giacomo wo wir dann mit etwas Schieben ankommen. Im oberen Bereich ists dann noch pulvrig, weiter unten ist der feuchte, verbombte Schnee von gestern aufgefroren und auch wegen unserer Müdigkeit nicht schön zu fahren.
Aber wir kommen dann doch noch ohne größere Problem in All' Acqua an wo wir den Nachmittag im netten Hotel All' Acqua ausklingen lassen. Auf der Rückfahrt fängts erwartungsgemäß am Nordportal des Gotthard-Tunnels an zu regnen.
Fazit: Toller Start in die Frühlingssaison. Der Montag entpuppt sich -für den der sich freinehmen kann- als prima Tourentag, wir waren ganz allein im Gebiet „hinter dem Gotthard gleich rechts“...