Berner Oberland im Spätsommer – Fründenhorn und Doldenhorn-Galletgrat – 21.-23.09.2007
Teilnehmer/innen:
Alina, Hannah, Markus, Jochem und Erik (Bericht)
Im Spätsommer
2007 gibt es wohl bei einigen Leuten den Wunsch noch etwas größeres
zu unternehmen und so kommt eine ganz neue Personenkonstellation
zusammen. Jochem kennt Alina und Hannah aus Stuttgart, die wiederum
kennen Markus aus Thun und Erik war wiederum mit Jochem auf Tour. Uta
kann leider diesmal nicht mit weil sie sich noch auf die Schnelle die
Documenta reinziehen muss und die üblichen Verdächtigen
haben auch keine Zeit.
Die Frage ist nur – wo soll es hingehen. Die Schneefälle eine Woche vorher haben das Wallis weitgehend verschont was natürlich für eine schöne Klettertour dort sprechen würde. Andererseits haben Hannah und Alina erst am Freitag nachmittag Zeit und dafür ist das Wallis dann doch zu weit. Also wie wäre es mit den Berner Bergen rund um Kandersteg? Die Blümlisalp-Überschreiten wäre vielleicht noch machbar – jedoch ist am Samstag Abend auf der Blümlisalphütte kulinarischer Abend und das würde dann doch auf den Nachtschlaf gehen. Also warum nicht auf die Doldenhornhütte mit verschiedenen Tourenmöglichkeiten?
Also ist die Sache so weit klar.
Freitag, 21.09.2007 - Anfahrt
Erik fährt am Freitag mittag in Karlsruhe mit der Bahn los, um Jochem -der eine Woche im Wallis gewandert ist- nachmittags in Kandersteg zu treffen. Alina und Hannah wollen später nachkommen und bei Markus übernachten und erst am Samstag aufsteigen. Um 16 Uhr kommt der Zug in Kandersteg an und nach etwas Packen am Auto wird der Hüttenanstieg in Angriff genommen. Die Seilbahn zum Öschinensee lassen wir links liegen und kommen nach einem schönen Aufstieg um 8 Uhr auf der Hütte an. Zwischendurch gibt es auch noch den Hütten-Steinbock zu sehen – aber der scheint ja wohl zum Inventar zu gehören.
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Von der netten Hüttenwirtstochter bekommen wir noch etwas zu essen und überlegen uns noch etwas für den nächsten Tag. Das Fründenhorn (Normalanstieg über den Nordwestgrat) ist wohl am geeignetsten für die Eingehtour – die Verhältnisse am Öschinenhorn sind aufgrund der Schneefälle nicht so gut.
Samstag, 22.09.2007 – Fründenhorn Nordwestgrat
Für das Fründenhorn müssen wir nicht so spät aufstehen – es ist also nach einem geruhsamen Frühstück zu zweit schon hell und wir können uns von der Hüttenwirtin den Einstieg in die Nordwestflanke zeigen lassen. Vorher können wir noch eine Zweierseilschaft beobachten die im Dunkeln den Einstieg zum Galletgrat suchen – die beiden sind aber vom Tal aus aufgestiegen was uns Respekt einflößt.
Der Weg zum Wandfuß ist nicht weit. Der Gletscherrückgang ist auch hier deutlich zu sehen – es geht einige Meter mit Turnerei am Fixseil nach oben. Diese Art der Bergbesteigung wird uns auch den nächsten Tag nicht verlassen, aber davon später mehr. Nach der Stufe geht es dann auf einem breiten plattigen Band nach oben und dann über Pfeile deutlich markiert in etwas unübersichtlicheres Gelände mit einigen vereisten Stellen. Aber auch hier ist der Weg verhältnismäßig einfach zu finden und wir gelangen nach einiger Kraxelei -zum Teil mit Steigeisen- über ein Band auf den flachen Nordwestgrat. Ein Stück geht es noch über verschneites Geröll bevor der Firnteil des Grates beginnt.
Die Zweierseilschaft gegenüber am Galletgrat kommt auch ganz gut voran – wir können sie vor und nach dem Turm beobachten. Die ganze Ostflanke und der Turm sind ganz schön mit Schnee eingedeckt. Augenscheinlich ist die Tour aber machbar - doch ob wir das wirklich in Angriff nehmen sollen? Wir selber sind um halb elf Uhr am Gipfel des Fründenhorn und geniessen die herrliche Fernsicht in die Berner Berge und ins Wallis.
Der Abstieg ist dann auch nicht schwer, nur einige eisige Stellen lassen uns sehr vorsichtig gehen. Die Flanke ist zwar nicht sehr steil aber ein Sturz hätte hier doch schwere Folgen. Auf dem Rückweg zur Hütte inspizieren wir noch den Einstieg zum Galletgrat bzw. zur Doldenhorn Normalroute. Zurück an der Hütte sind wir immer noch allein, nur langsam trudeln doch noch einige Bergsteiger und etliche andere Hüttengäste ein.
Hannah, Alina und Markus treffen erst spät abends ein – sie haben den Tag über einiges geklettert und -wie auf den Fotos dokumentiert- auf dem Hüttenanstieg doch einiges rumgetrödelt. Aber sie bekommen doch auch noch was zu essen – vielen Dank an die Wirtin. Großes Thema für alle sind natürlich die Verhältnisse und die Frage welche Touren machbar sind. Eine Vierergruppe will den Galletgrat machen, die meisten wollen aufs Fründenhorn. Eine Zweiergruppe wollen den Normalanstieg zum Doldenhorn gehen.
Auch bei uns geht es hin und her. Hannah und Alina möchten sich gerne am Galletgrat versuchen, Markus ebenso. Erik würde sich aufgrund der Schnee- und Eisverhältnisse doch eher für eine einfachere Tour entscheiden – eher den Fründenhorn Normalweg versuchen der trotz der Warnungen vor dem Eis in der Traversierung zum Spitze Stei sicher einfacher ist. Ein Kompromiss ist dann am Ende gefunden: Erst einmal bis zum Turm gehen und dort dann anhand von Schnee und Eis zu entscheiden ob wir weitermachen oder abbrechen. Da die Firnverhältnisse im Anschluss an den Turm gut sein sollen dürfte das eine Strategie sein die uns nicht in eine Sackgasse führen wird.
Sonntag, 23.09.2007 – Doldenhorn Galletgrat
Um 4 Uhr heisst es aufstehen. Zusammen mit der 4er Gruppe frühstücken wir und gehen gegen 5 Uhr los. Über den Gletscher geht es schnell und das Band auf den Galletgrat hinauf. Zuerst leichtes Gehgelände mit einer vereisten Rinne die wir mittels eines Fixseiles hinaufkrauchen. Dann wieder Gehgelände und eine kurze Rampe hinauf. Im Anschluss wird dann die im Führer beschrieben plattige Stufe nach rechts umgangen. Weiter geht es im Gehgelände bis wir zwei Seillängen über eine verschneite Gratschulter klettern müssen – gar nicht so einfach mit dem Schnee und Eis. Jochem und Erik gehen als Zweierseilschaft mit alternierendem Vorstieg. Hannah, Alina und Markus gehen zu dritt am Einfachseil was naturgemäß dann doch mehr Zeit kostet. Nach der Gratschulter geht’s dann wieder in Quasi-Gehgelände bis zum Fuss des Turms. Die 4er Gruppe ist schon in die Nordostflanke eingestiegen und so können wir den Routenverlauf deutlich einsehen.
Augenscheinlich ist alles mit Fixseilen eingerichtet und die Frage ist nun ob wir uns die Turnerei bei den Verhältnissen antun wollen. Es liegt einiges an Schnee und auch Eis, es ist aber nicht so schlimm wie zu befürchten gewesen wäre. Und an den Verankerungen der Fixseile ist die Tour dann auch mehr oder weniger gut abzusichern. Die Frage in die Runde „Wollen wir wirklich weitergehen?“ ist dann auch schnell beantwortet und wir steigen in den Turm ein. Über Ketten, Seile und Draht geht es dann in mehreren Seillängen auf eine Zwischenstufe.
Von dort in ähnlicher Art bis zum Kopf des Turmes der noch einmal eine athletische Herausforderung darstellt – vor allem für Jochem der als kleinster vorausgeschickt wird. Aber auch das Hindernis ist dann doch überwunden und über ein leichtes Bändchen ist dann der Firngrat mit seinen eleganten Wächtenbereichen erreicht.
In gutem Trittfirn geht es dann über den Grat zu einer verhältnismäßig einfach zu überwindenden Zwischenstufe. Das letzte Gratstück zum Gipfelaufschwung ist dann auch nicht schwer – zur Sicherheit setzt Markus in einem steileren Stück mit härterem Untergrund noch ein paar Eisschrauben.
Im Gipfelaufschwung hängt dann eine Leiter und über anschliessendes Fixseil ist der Gipfel erreicht.
Lange Gipfelrast ist aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht angesagt – es warten noch 2500 m Abstieg auf uns. Also geht es nach einem kurzen Päuschen über den schönen Doldenhorngletscher, vorbei an einigen schönen Spaltenzohnen nach unten.
Der Weg über Geröll am Spitze Stei vorbei ist etwas mühsam, die interessanten Felsformationen entschädigen aber etwas für die Mühsal. Danach geht es die alte Seitenmoräne entlang hinunter bis zum Plateau des Biberg wo auch die Doldenhornhütte steht. Die Zeit für eine Rast nehmen wir uns dann noch und nach dem sehr mühseligem Restabstieg kommen wir gerade noch lebend am Auto an.
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Hannah und Alina beschliessen, noch eine Nacht in der Schweiz zu bleiben da sie mit dem Zug nicht mehr nach Stuttgart kommen würden. Erik und Jochem machen sich dann zu zweit an die Heimfahrt und kommen kurz nach zwölf in Karlsruhe an.
Fazit: Der Galletgrat ist aufgrund der hohen Ausstattung mit Fixseilen klettertechnisch keine besondere Herausforderung. Wohl aber war er aufgrund von Schnee und Eis (fast schon eine Winterbegehung) eine erhöhte Anforderung an die Kraft und Ausdauer in den Oberarmen. Auf jeden Fall ist er aber eine eindrückliche Tour mit schönen Ausblicken die wir dank der Unerschrockenheit von Hannah, Alina und Jochem –den EinsteigerInnen- geniessen konnten.