Unterwallis – Mont Blanc de Cheilon und anderes – 20.-22.07.2007

Teilnehmer/innen: Anete, Silke, Uta, Martin und Erik (Bericht)
Da Anete für ein Jahr in die USA gehen will haben wir uns schon länger vorgenommen noch eine gemeinsame Tour zu unternehmen. Uta ist auch dabei. Etwas schwieriger gestaltet sich aufgrund des unbeständigen Wetters die Suche nach einem Tourenziel. Nach intensivem Studium der Wetterprognosen auf dem neuen Angebot von meteoblue entscheiden wir uns für ein möglichst westlich liegendes ziel, welches aber auch noch in vertretbarer Entfernung für ein Wochenende sein soll. Und da Martin am Freitag noch bis Mittag arbeiten muss muss es auch noch ein kurzer Hüttenaufstieg sein.

Ziel ist also am ersten Abend die Cabane de Prafleuri. Am nächsten Tag wollen wir bei gutem Wetter über die Rosablanche auf die Cabane de Dix gehen. Wenns regnen sollte würden wir den normalen Wanderweg vorlieb nehmen. Am Sonntag steht dann der Mont Blanc de Cheilon im Programm – bei günstigen Verhältnissen als Überschreitung von Ost nach West.

Freitag, 20.07.2007 - Anfahrt

Nach einer recht langen Anfahrt kommen wir um ca. 18 Uhr am Stausee an. Es fängt gerade an sich einzuregnen und es donnert auch kräftig. Aber das ist noch alles im Rahmen der Wettervorhersage – wenn sich das Wetter an die Prognosen halten wird haben wir am Samstag und Sonntag zwei Schönwetterfenster für die Berge. Insofern lassen wir uns vom Regen nicht schrecken und wandern auf schönem Hüttenweg auf die Cabane de Prafleuri. Ein Stück oberhalb des Hüttenweges ist ein Stück Berg heruntergekommen – wir gehen zügig über die Gefahrenstelle. Die Hütte ist dann auch schnell erreicht und der Abend und die Nacht sind in angenehmen Lager verbracht. Zu empfehlen....


Start an der Staumauer


Kurze Regenpause mit Regenbogen


Samstag, 21.07.2007

Frühstück gibt’s auf der Hütte schon um 5 Uhr. Aufgrund des Umstandes dass wir die einzigen sind die so früh loswollen ist das sehr freundlich von den Hüttenwirtsleuten – die anderen Gäste sind eher Hüttenwanderer. Um 6 Uhr geht’s dann los.

Zuerst ein Stück in Richtung Col de Prafleuri – die Hänge sind voll mit Schiessplätzen für die Schweizer Armee. Silke macht anscheinend der überstandene Diplomstress zu schaffen. Etwas langsamer geht es dann besser und wir sind bald über den Glacier de Prafleuri am Gipfelaufbau der Rosablanche. Ein kurzes einfaches Gratstück und der Gipfel ist erreicht.


Sonnenaufgang an der Cabane de Prafleuri


Einfacher Anstieg auf die Rosablanche


Auf der Rosablanche mit Blick auf Grand Combin

Es ist noch ziemlich früh und auch recht frisch und so steigen wir über einfaches Blockgelände auf dem Südgrat auf den Glacier de Morti hinab. Von dort geht es auf nette Blumenwiesen mit Massen von blühendem, unbekanntem Wiesenwurz hinunter zu einem netten Ruheplatz. Anschliessend weiter über Wiesen hinunter zum Seeweg entlang des Lac de Dix. Den Seeweg entlang bis zum Ende und dann hinauf über Wiesen und die Seitenmoräne hinauf zur Hütte. Der Tete Noire unmittelbar vor der Hütte wird westlich umgangen und schon sind wir da.


Netter unbekannter Wiesenwurz


Lac de Dix mit hereindrängenden Wolken von unten


Mont Blanc de Cheilon

Die Wirtsleute auf der Cabane de Dix sind nicht so freundlich wie auf der Prafleuri – vor allem Chef und Chefin kommen trotz vorheriger Anmeldung nicht damit zurecht daß Martin keine Halbpension will. Laufend wird rumgemäkelt – das vertreibt dann Martin vom Tisch und die gute Laune auch. Na ja. Sehr nett sind aber ist aber der junge Assistent des Wirtes, leider hat der nicht viel zu sagen und die Chefin hat abends alles unter ihrer Fuchtel. Was dann doch anerkennenswert ist dass Silke (der noch immer schlecht ist) auf ihr bestelltes Abendessen verzichten kann. Inzwischen regnet es auch kräftig – aufgrund der Temperaturen ist damit zu rechnen dass es weiter oben schneit.

Wir beschliessen aufgrund der Verhältnisse und Silkes Übelkeit, uns für den folgenden Tag aufzuteilen: Anete, Silke und Martin gehen zur Pigne d'Arolla. Uta und Erik wollen die Überschreitung versuchen – im Fall der Fälle würden die zwei am Felsgrat wieder umdrehen und den anderen hinterher auf die Pigne d'Arolla gehen.

Sonntag, 22.07.2007 Pigne d'Arolla und Mont Blanc de Cheilon

Morgens gibt’s um halb fünf Frühstück. Trotz voller Hütte sind es nicht viele Leute die mit uns in Richtung Col de la Serpentine gehen.


Geröll auf dem Glacier de Cheilon


Auf dem Glacier de Cheilon


Die Pigne d'Arolla – der kleine Buckel hinten links

Nach einer Weile trennen wir uns. Anete, Silke und Martin gehen über einen kurzen Steilaufschwung auf den Col du Brenay und dann auf die Pigne d'Arolla. Leider gibt’s nur einen Fotoapparat (der auf den Mont Blanc de Cheilon mitgeht) so dass es von dieser Tour leider keine Fotos gibt. Zumindestens teilweise ist die Sicht vom Gipfel frei so dass die drei etwas zu sehen kriegen.


Links in Sicht der Aufschwung zur Pigne d'Arolla


Aufstieg zum Teil im Nebel


Kurz vor dem Col de la Serpentine mit Blick auf den Firnteil des Ostgrates

Uta und Erik schwenken nach Westen von der Spur ab und kommen nach mühsamer Spurarbeit zum Firnaufschwung des Ostgrates. Es liegt ca. 10-15 cm Neuschnee und darunter ist der Firn leider nicht durchgefroren sondern von der vorangegangen Wärme durchgeweicht. Die kalte Nacht hat nicht gereicht ihn zu verfestigen und so ist die Spurerei sehr anstrengend. Wir sind anscheinend auch die ersten die seit einiger Zeit aufsteigen – es ist im Firnteil keine Spur zu erkennen. Zum Glück sind es dann doch nur weniger als 300 Höhenmeter bis wir am Ende des Firnteils anlangen. Immer wieder bleiben die Wolken am Grat hängen – es sind sehr schöne Lichtverhältnisse und das Gehen macht Spass. Hinter uns können wir eine grosse Gruppe erkennen die wohl von der Cabane de Vignette über die Pigne d'Arolla heraufkommen und beim Anblick unserer Spur wohl grosse Freude empfinden müssen.


Firnaufschwung am Ostgrat


Firnaufschwung


Hier beginnen die Felsen

Von der Firnkuppe geht es dann etwas abwärts bis zum Beginn des Felsteils. Hier geht es dann links vom Grat in der Flanke über unschwieriges Blockgelände zum im Führer beschriebenem Schneefeld am ersten Gendarmen. Dort wird dann angeseilt und es geht in schöner Kletterei hinauf. Zuerst mit Steigeisen, die aber im Aufschwung des Gendarmen hinderlich sind – also ausziehen. Die Felsen sind an manchen Stellen zwar etwas vereist, insgesamt aber ist das Klettern leichter ohne Eisen. Nur wenige Steigeisenspuren sind zu sehen. Ist nun der Ostgrat verhältnismäßig wenig begangen oder ist unser Weg ein Verhauer und es geht in Wirklichkeit auf der rechten Seite in heiklerem Gelände weiter? Nach zwei Seillängen in 3er Kletterei sind wir dann aber auf dem Gendarmen und alles ist in Ordnung.

Es kommt dann eine kurze Querung auf dem Grat die an einem kurzen Stück am einfachsten im Schneidersitz reitend abgerutscht wird – jedenfalls haben wir keine andere Möglichkeit gefunden. Anschliessend wird wie im Führer beschrieben ein Höcker im Abstieg links umgangen was ohne Steigeisen ziemlich heikel ist. Also zieht Uta die Steigeisen wieder an damit sie im Abstieg nicht ins Rutschen kommt. Bei guten Verhältnissen wäre das keine Problem – bei den Verhältnissen ist das jetzt aber die objektiv gefährlichste Stelle der ganzen Tour. Die nachfolgende 9er Gruppe dreht hier um, es ist nun nur noch eine Zweierseilschaft in einigem Abstand hinter uns.


Am Gendarmen – die Wolken haben aufgemacht


Heikle Querung nach dem Gendarmen


Ab hier wieder leichte Kletterei

Nach der Querung einige Meter in leichtem Blockgelände bis der Grat wieder aufsteilt und es in leichter Kletterei weitergeht. Hier klettern wir größtenteils überschlagend mit Standplätzen und Zwischensicherungen. Einige ebenere Stücke versuchen wir uns auch mit gemeinsamen Gehen und Sicherung über Zackenschlingen. Das verwendete 60 Meter Halbseil im Doppelstrang erweist sich als ideal für diese Tour, mehr als 30 Meter kann man sowieso aufgrund der Seilreibung und der Verständigung gehen. Auf der rechten Seite ist immer wieder -wenn der Nebel kurz weiterzieht- ein Blick in die 1000 Meter hohe Nordostflanke zu erhaschen. Leider ist immer dann der Foto gerade unerreichbar, sehr schade.


Letzter Gipfelaufschwung


Blick in die Nordwestflanke, 800 m tief


Gipfelfoto

Nach einigen Seillängen ist nun der eindrückliche letzte Aufschwung erreicht. Hinauf und über den leichten Grat hinauf zum vermuteten Gipfel. Viele Steigeisenspuren zeigen uns die Beliebheit des Gipfels – jetzt sind wir jedoch die einzigen hier oben. Ein Blick auf die Uhr treibt uns aber zur Eile. Zum einen wollen wir heute noch nach Karlsruhe und zum anderen sollen sich die anderen keine Sorgen um uns machen. Also versuchen wir einen Anruf beim Hüttenwirt was tatsächlich klappt und dieser verspricht uns den anderen Bescheid zu sagen wenn sie eintreffen.


Blick hinüber zum Gendarmen, man sieht auch die heikle Querung


Matterhorn, Dent d'Herens, Castor und Pollux


Grat

Es bleibt nicht viel Zeit und so machen wir uns schnell an den Abstieg. In tiefem Sulz geht es hinunter auf den Col de Cheilon und von dort zurück auf der Hütte. Dort stellt sich heraus dass der Wirt den anderen zwar ein Fernglas für die Suche nach uns ausgeliehen hat es aber nicht für nötig befunden hat ihnen unsere Nachricht weiterzuleiten so dass sie sich über zwei Stunden Sorgen machen. Sehr ärgerlich und sicher keine Empfehlung für die Hütte.

Dann geht es zügig an den langen Rückweg. Bis zum Stausee ist es sehr schön zu gehen. Der Seeweg zieht sich dann arg in die länge und der Restabstieg an der Staumauer entlang ist unerquicklich. Martin nimmt es auf sich zum Auto vorzuspurten und uns vom Parkplatz bis zum Hotel entgegenzufahren.


Trotz mühsamem Rückweg ist die Laune (noch) nicht im Keller


Staumauer


Mit dem üblichen Umzieh-Chaos geht es dann weiter und nach längerer Rückfahrt sind wir dann spät in der Nacht wieder in Karlsruhe.

Fazit: Schöne Touren, zum Teil leider getrübt durch Silkes Krankheit bzw. Nach-Prüfungs-Stress. Die Rosablanche ist ein sehr leichter Gipfel und zum Eingehen geeignet. Der Mont Blanc de Cheilon ist als Überschreitung von Ost nach West eine kleine Herausforderung aber eine sehr nette Übung in der Vorbereitung auf Größeres. Insgesamt sehr schöne Kletterei im festem Fels und fast überall gut abzusichern. Die Verhältnisse waren nicht optimal aber auch nicht besonders schlecht. In der großen Gruppe wären wir mit dem Westgrat in Auf- und Abstieg auf jeden Fall zufrieden gewesen.

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