Klettern im Tannheimer Tal – 16/17.06.2007

Teilnehmer/innen: Michael und Erik (Bericht)
Wenn nur ein knappes Zeitbudget vorhanden ist und trotzdem alpines Klettern im Programm steht sind die Tannheimer Berge sicher die richtige Wahl. Ein netter Kletterführer von Toni Freudig „Klettern auf der Tannheimer Sonnenseite“ lädt zum Klettern ein. Zur Auswahl stehen einige leichtere Routen an der Roten Flueh und am Gimpel ab III Grad aufwärts. Fast alle Routen sind gut eingerichtet. Als Übernachtungsgelegenheiten bieten sich das große Gimpelhaus oder die kleine Tannheimer Hütte an. Auf letzterer haben wir noch Platz gefunden. Das Wetter ist für Sonntag ganz gut angekündigt, erst abends soll es Regen geben.

Samstag mittag um 15 Uhr fahren wir von Karlsruhe los und sind kurz nach 18 Uhr am Parkplatz. Hier hat es kurz vorher geregnet – wir hoffen dass es der letzte Regen des Wochenendes war. Zur Hütte aufgestiegen ist auch schnell und wir bekommen bei Hüttenwirtin Petra trotz fortgeschrittener Uhrzeit noch ein kleines Abendessen. Beim Schlafplatz haben wir das Glück der Spätgekommenen – wir sind im (noch leeren) Mädchenzimmer untergekommen und haben eine angenehme Nachtruhe.

Für den Sonntag haben wir uns zuerst die Rote Flue Südwestwand vorgenommen. Im Anschluss ist dann der Gimpel Westgrat angedacht. Morgens nützen wir den Ausstieg durchs Fenster des Mädchenzimmers um früh an unseren Kaffee zu kommen – zumindestens in der ersten Route wollen als erste einsteigen. Da wir nur zu zweit sind bekommen wir auch schnell unser Frühstück und es kann losgehen.


Zum Einstieg


Auf dem Weg


Am Einstieg

Nach etwas Suchen haben wir den Einstieg zur Südwestwand gefunden. Es ist noch etwas kühl was aber durch die nahende Sonne keine Sorgen bereitet. Am Einstieg entscheiden wir uns für die Direktvariante (kurze Verschneidung) was angesichts der feuchten Kletterschuhe und der etwas speckigen Stellen nicht ohne ist. Die zweite Seillänge geht durch einen kleinen, gut zu kletternden Kamin weiter und endet unter einem Überhang. Die dritte Seillänge ist zuerst etwas doof - eine speckige Platte macht hier keine Freude. Es empfiehlt sich wohl über die rauhere, etwas ausgesetztere linke Seite zu gehen. Aber dafür ist der folgende luftige Quergang umso netter und um die Ecke geht es dann zum Stand an einer Sanduhr (natürlich aus Kalk).


Am Ende des Querganges


Am Sanduhr-Stand


Am Sanduhr-Stand

Ein paar Meter Gehgelände weiter ist dann die A1-Stelle die auch mit Hilfe von Bandschlingen für die Füsse nur unter größerem Kraftaufwand zu überwinden ist. Mit Baumleiter wäre es sicher einfacher gewesen aber auf die Idee kommen wir erst später. Bei der fünften Seillänge haben wir dann die Möglichkeit über eine Platte direkt nach oben zu gehen. Das wird aber aufgrund der aktuellen körperlichen Handicaps verworfen und es geht im Quasi-Geh-Gelände bis zum nächsten Stand. Die sechste Seillänge ist dann die schönste – eine Rippe führt bis zum Südwestkopf. Sehr empfehlenswert war es, der Linie zu folgen und erst fast am Seilende (ca. 55m) an einem Block einen Stand zu bauen (die eigentliche Route schwenkt wohl nach 30 Metern nach rechts zu einem Zwischenstand). Das Seil wird nun ein paar Meter weitergetragen und es geht in der siebten Seillänge über den „leichten Gipfeldurchstieg“ weiter. Mit Zwischensicherungen an einem Klemmblock und mit Hex und Keilen in einem Riß geht es über einen kleinen Kamin bis ca. 30 Meter unter den Gipfel.


Auf der Rippe


Im „leichten Gipfeldurchstieg“


Blick zum Gimpel-Westgrat

Vom Gipfel aus können wir dann den Gimpel-Westgrat sehr gut einsehen. Es ist ein Haufen Betrieb, einige größere Gruppen sind im Grat und bewegen sich kaum voran – es sieht nach Ausbildung aus. Als wir am Einstieg sind haben wir keine Lust auf langes Warten oder riskante Überholmanöver und entscheiden wir uns lieber für eine andere Route.

Der Südwestkamin könnte das Richtige für uns sein. Der Einstieg erfolgt über Gehgelände direkt unterhalb des Gipfels zum ersten Stand. Die erste Seillänge ist leicht. In der zweiten Seillänge zieht ein weit sichtbarer Bohrhaken Michael magisch an und vom rechten Weg fort. Der Haken ist wohl ein Fragment aus der sabotierten Route „Autobahn nach Neufundland“, leider sind die beiden unteren Haken abgeschraubt. Mit etwas Umbauarbeit und einer fragwürdigen Zwischensicherung mit Klemmkeilen ist der Rückzug dann doch noch geschafft. Es geht durch den engen Kamin weiter. Erik birgt noch die Zwischensicherungen aus dem Ausflug. Die dritte und die vierte Seillänge sind dann zügig durchklettert. In der fünften Seillänge geht’s dann durch einen engen Kamin hinauf und der Westgrat ist gewonnen. Zwei weitere Seillängen in leichtem Gelände schliessen sich an und der Gipfel ist erreicht.


Ausstieg aus dem Gimpel-Südwest-Kamin


Das letzte Stück auf dem Gimpel-Westgrat


Gipfelfoto auf dem Gimpel

Die Aussicht von oben ist sehr schön. Auf der einen Seite fällt der Westgrat sehr imposant ab – auf der anderen Seite ist Schloss Neuschwanstein und das Wettersteingebirge mit der Zugspitze zu sehen. Die Füsse tun auch schon ein bisschen weh und so machen wir eine längere Gipfelrast. Eine andere Seilschaft, die wir unten in der ersten Seillänge getroffen haben kommen über die „Alte Südwand“ herauf. Nach dem Gipfelfoto steigen wir gemütlich ab und sind mit den ersten Regentropfen an der Tannheimer Hütte. Nach kurzer Einkehr steigen wir dann ab und fahren nach Karlsruhe zurück.




Gimpel-Südseite


Rote Flueh-Südseite


Fazit: Schöner Kurzausflug mit doch einigen Seillängen im Kalkfelsen. Ist natürlich nicht so schön zum Klettern wie im Granit aber trotzdem lohnend zum Wiederkommen. Der Stützpunkt Tannheimer Hütte ist zwar sehr klein aber zu empfehlen. An Führermaterial ist der Kletterführer von Toni Freudig schön zu lesen und informativ. Trotz guter Absicherung sollten Klemmkeile und Hexen mitgenommen werden Zurück zur Übersicht