Skitouren am Sustenpass – 27. - 29.04.2007

Teilnehmer/innen: Anja, Jochem, Martin, Clemens und Erik (Bericht)

Da die von Clemens angedachte Bike-Camp-Ski-Tour ins Rossloch im Karwendel aufgrund verfrühtem Sommerbeginns auf nächstes Jahr verschoben wurde hat Erik eine bewährte Alternative aus dem Hut gezaubert: Ein Wochenende auf der Tierberglihütte sollte gut machbar sein – insbesondere weil auf der Hütte neue Wirte Einzug gehalten haben. Neueinsteiger Jochem ist auch dabei – die Touren um die Tierberglihütte sind genau das Richtige für einen ambitionierten Schnuppereinstieg. Martin geht auch mit und auch Anja hat nun nach bestandener Vordiplomprüfung wieder Zeit.

1. Tag, 27.04.2007 – Anfahrt zum Sustenpass und Hüttenanstieg

Nach etwas verzögerter Abfahrt – die Studentin war schuld – sind wir dann doch ganz zügig vorangekommen und über Meiringen und Innertkirchen bis zum Hotel Steingletscher aufgefahren. Gegen 18 Uhr gehen wir dann los und kommen trotz einer Pause zur medizinischen Versorgung gegen 21 Uhr auf der Hütte an wo uns die Hüttenwirte dankenswerterweise noch mit einem Abendessen aufwarten.


Jochem, Martin, Clemens und Anja


Start mit Gwächtenhorn im Blickfeld


Abendaufstieg mit Vorder Tierberg rechts im Bild

Es ist noch Zeit für die Tourenplanung und wir beschliessen am nächsten Tag etwas zu kraxeln: Das Gwächtenhorn soll über den Westgrat angegangen werden. Erik ist den Grat vor einiger Zeit mal im Sommer gegangen. Danach wollen wir noch aufs Sustenhorn hinüber um eine Genußtour draus zu machen. Clemens hat sich schon im Aufstieg in die Nordostflanke des Gwächtenhorns verliebt – wir anderen bleiben aber etwas skeptisch (eigentlich komisch, der Hang ist doch nur 50° steil). Aber von oben hineinschauen wollen alle einmal.

2. Tag, 28.04.2007 – Gwächtenhorn-Überschreitung und Sustenhorn.

Das Wetter ist leider nicht ganz so wie wir uns das erhofft hatten. Nachts hat es ein paar Flocken geschneit und der Himmel ist morgens zum Teil bedeckt. Der Aufbruch ist noch etwas holprig aber so sind die Anfänger nun einmal.

Zügiger geht es dann mit Ski fast bis auf den Grat hinauf. Die Ski auf den Rücken und mit ein paar Schritten sind wir am Grat. Ein kurzer Aufschwung ist etwas ausgesetzt links umgangen. Oben verliert Erik dann seinen Pickel – zum Glück bleibt er im Firn unterhalb des Grates sichtbar stecken und wartet auf die Abholung am nächsten Tag.


Unter dem Westgrat


Jochem beim Skiaufpacken


Auf dem Grat – Hinten der Mittler Tierberg

Weiter geht es dann in leichter Gratkletterei in überwiegend festem Fels, manchmal auch ausgesetzt. Da aber alle ganz gut zurechtkommen gehen wir seilfrei und sind dann auch recht zügig am Gipfel. Zwischenzeitlich ist der Gipfel dann auch nebelfrei so dass wir auch die Sonne geniessen können. Ein bisschen wundern wir uns dass trotz idealer Verhältnisse am Grat wir die einzigen mit der Route sind – die anderen kommen alle von der Sustenlimi herauf.


Erster Aufschwung


Nette Gratkletterei


Auf dem Gwächtenhorn

Nach kurzer Pause gehen wir uns die Nordostflanke anschauen. Clemens fährt dort ab und kehrt aufgrund von Kopfschmerzen gleich zur Hütte zurück. Die anderen wollen sich mit der Steilabfahrt nicht anfreunden und fahren auf der Ostseite über ruppiges Kopfsteinpflaster ab. Nach Wiederanfellen unterhalb der Sustenlimi beschliesst Anja auch zur Hütte zurückzufahren – der Prüfungsstress und Schlafmangel macht sich nachträglich noch bemerkbar. Martin, Jochem und Erik gehen noch aufs Sustenhorn wo sich auch wieder die Sonne sehen lässt. Die Abfahrt in der Direttissima über die steile Westflanke ist dann schön – es hat dann inzwischen aufgefirnt. Mit ein paar Metern Gegenanstieg sind auch wir bald wieder an der Hütte.

Den Nachmittag verbringen wir dann faul in der Sonne vor der Hütte und lassen – disziplinlos wie wir sind - die günstige Gelegenheit zum Üben der Spaltenbergung verstreichen. Clemens berichtet ausführlich von seiner Abfahrt über die Nordostflanke mit Einsatz der Eisschrauben und bewundert die Nordflanke des Vorder Tierbergs die vergleichbare Steilheit aufweist.


Gipfel Sustenhorn - auch wir haben den Weg gefunden


Faul an der Hütte


3. Tag, 29.04.2007 Mittler Tierberg und Heimfahrt

Das Wetter beginnt an diesem Morgen ziemlich wolkenlos und wir sind guter Hoffnung. Aufgrund Jochems gründlicher Vorbereitung ist der Start an diesem Tag sehr zügig. Erik ist schon zur Pickelbergung vorausgegangen und so treffen wir uns unterhalb der Tierberglimi. Das Skidepot am Mittler Tierberg ist schnell erreicht und es geht mit Pickel und Steigeisen weiter.


Jochem vor dem Sustenhorn


Mittler Tierber ganz eindrucksvoll


Kurz vor dem Skidepot

Zuerst ein steiler Firnhang und die restlichen 30 Meter über Steine mit Firn und etwas Eis dazwischen. Im Aufstieg verlieren sich die zwischenzeitlich aufgekommenen Nebelschwaden und wir haben am Gipfel zeitweise Fernsicht in Richtung Finsteraarhorn und die restlichen Berner Berge. Auch das Tierbergli scheint wie der Gwächtenhorn-Westgrat nicht den Zuspruch der anderen TourengeherInnen zu finden – wir sind ganz allein am Gipfel. Am Sustenhorn und Gwächtenhorn wimmelt es dagegen ganz mächtig.


Erster Firnhang


Jetzt durch die Felsen


Oben mit Blick auf Gwächten/Sustenhorn


Martin vor Finsteraarhorn, Jungfrau, Mönch und Eiger


Abklettern


Nach kurzer Rast beginnen wir den Abstieg. Das erste Stück sichern wir von oben und Erik seilt dann als letzter an einem idealen Zacken ab. Nun kommt doch noch eine Schweizer Gruppe die auf den Gipfel gehen wollen. Clemens verzichtet aufgrund der frühen Uhrzeit und zu erwartendem harten Schnees auf die Steilabfahrt und so kehren wir zu einer kurzen Stippvisite auf die Hütte zurück wo Erik noch ergebnislos nach seinem Handy fahndet.

Die Abfahrt zum Steingletscher über weichen, aber noch nicht zu tiefen Firn ist dann zügig erledigt und so sind wir kurz nach 12 Uhr wieder am Auto. Eingepackt ist schnell und nach Zwischenstopp im Cafe Titlis sind wir dann gegen 19 Uhr wieder in Karlsruhe.


Auch kurze Touren fordern Opfer


Erik und Clemens im Cafe Titlis


Anja und Jochem im Cafe Titlis

Fazit:
Kleine Schnuppertour bei guten Verhältnissen mit angenehmen, abwechslungsreichen Touren mit Kraxeleinlagen. Die Gwächtenhorn-Überschreitung ist für alle zu empfehlen die gut zu Fuss und schwindelfrei sind. Auch das Tierbergli ist eine schöne Tour und nicht überlaufen. Die Schneelage war noch gut. Einsteiger Jochem wurde gründlich getestet und in den Kreis der GenusstourengeherInnen aufgenommen. Wer weiss ob wir diese Saison noch mal gehen können – die Schneeverhältnisse werden doch zusehens schlechter. Die Tierberglihütte ist problemlos zu empfehlen.

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