Skitouren im Ortler-Gebiet – 25-28.05.2006
Teilnehmer: Dieter, Luc, Martin und Erik (Bericht)
Nachdem leider Claudias Großvenediger Tour nicht stattfand – wir hoffen dass Claudia nicht immer so viel arbeiten muss – verabreden sich Dieter, Luc und Erik, um über Christi Himmelfahrt noch etwas zu unternehmen. Leider sind die Wetteraussichten über das verlängerte Wochenende im Norden bescheiden und wir müssen uns mal wieder Richtung Süden orientieren. In die engere Wahl kommen Gran Paradiso und Ortler-Gebiet.
Nach einigem Hin und Her entschliessen wir uns dann für Südtirol – die Schneemenge lässt noch einiges erhoffen. Tourenziele sind Cevedale und Zufallspitze. Mögliche Stützpunkte sind die bewirtschaftete Zufallhütte und die geschlossene Martellhütte. Diese hat laut Hüttenverzeichnis einen Winterraum aber leider lässt sich der Hüttenwirt nicht telefonisch erreichen so dass die Ausstattung etwas im unklaren bleibt. Martin ist dann auch dabei und so fahren wir am Donnerstag früh morgens los.
Am frühen Nachmittag geht's dann an der Zufallhütte vorbei auf die Martellhütte in den Winterraum. Dieser ist geöffnet, hat aber keine Kochausstattung. Wir haben zum Glück einen Kocher als Notausstattung dabei, Topf und Löffel bekommen wir freundlicherweise von Wilfried und Simon überlassen die am nächsten Tag nach Hause müssen. Vielen Dank noch einmal an euch, Wilfried und Simon!
Wettermäßig ist der Abend eher ungünstig, die Vorhersage für den nächsten Tag aber gut.
1. Tag 26.05.2006 – Cevedale, das Strahlhorn der Ostalpen.
Morgens um halb fünf sind nur einige Wolkenreste übrig, nur der Wind bläst noch ziemlich stark. Nach spartanischem Frühstück sind wir um 5 Uhr aus der Hütte. Das ist auch ganz gut so, denn die Sonne geht schon sehr früh auf. Wir können von der Hütte (2610m) ab mit Ski gehen, der Schnee ist über Nacht durch gefroren. Der übliche Aufstieg geht über den flachen und augenscheinlich spaltenarmen Zufallgletscher weit nach Nordwesten ausholend – ein bisschen eintönig ist es ja schon. So ähnlich wie das Strahlhorn halt. Erst die nordwestlich ausgerichtete Gipfelflanke bringt etwas Abwechslung. Oft ist der letzte Aufschwung nur mit Steigeisen zu gehen, diesmal liegt noch viel Schnee und sogar die Harscheisen können im Rucksack bleiben.
Zum Glück hat sich
zwischenzeitlich der Wind gelegt und wir können gemütlich
auf dem Gipfel (3769 m) sitzen. Die Variante des Übergangs zur
Zufallspitze (leicht machbar) wird verworfen, wir haben ja noch zwei
Tourentage. Also Abfahrt über die Aufstiegsroute. Bis auf 3400m
herab ist der Schnee ziemlich fest. Weiter unten dann ist der flache
Gletscher traumhaft aufgefirnt. Es fährt sich wie auf Wasserski
und der wegfliessende Firn macht ein Geräusch wie ein ganzer
Haufen australischer Regenmacher. Bis zur Hütte kann man bei
idealen Schneeverhältnissen fahren und wir sind kurz vor mittag
zurück.
Den Rest des Tages verbringen wir auf der Sonnenterasse. Erik geht zur Zufallhütte runter um die doch ziemlich knappen Benzinvorräte zu ergänzen. Hüttenwirt Uli hat zum Glück eine Motorsäge und einen zugehörigen Benzinkanister und somit ist die Benzinflasche ganz voll was die Stimmung in der Gruppe deutlich verbessert. Dank auch an dich, Uli.
2. Tag 27.05.2006 – Zufallspitze (Versuch)
In der Nacht lässt sich eine Warmfront wohl nicht ganz vom Alpenhauptkamm abhalten, um 3 Uhr nachts fängts an zu regnen. Um halb fünf reichts nur für einen kurzen Blick nach draussen und wir bleiben bis um 6 Uhr in den Lagern. Zumindestens der Regen hat dann aufgehört und wir wollen doch noch unser Glück in Richtung Zufallspitze versuchen. Das Gehen wird im unteren Teil durch tiefen Sulz erschwert, weiter oben weht uns der Wind öfters mal von den Ski. Aber zumindestens ist der Aufstieg über den Fürkeleferner deutlich abwechslungsreicher (und kürzer) als der gestrige Gletscherhatsch.
Die Verhältnisse werden nicht unbedingt besser, zum einen weht immer noch ein sehr starker Wind und zum anderen ist die Zufallspitze im oberen Bereich im Nebel. Wir gehen dann noch ins obere Becken des Zufallgletschers und erklären eine Stelle auf knapp 3500 m zu unserem Skigipfel.
In der Abfahrt ist der Schnee dann
nicht so super wie am vorigen Tag, aber trotzdem macht es Spass. In
den flachen Moränenstücken vor der Hütte versinken wir
mit den Ski öfters mal bis zu den Knien.
Nachmittags unternimmt Luc dann den Versorgungsgang runter zur Zufallhütte. Für den morgigen Tag ist vormittags eine heranziehende Kaltfront angesagt. Wenn das Zwischenhoch für gute Verhältnisse sorgt und sich die Kaltfront etwas Zeit lässt wollen wir noch einmal einen Versuch auf die Zufallspitze machen.
3. Tag 28.5.2006 – unbekannter Gipfel neben der Köllkuppe.
Um 4 Uhr piepst der Wecker. Der prüfende Blick nach draussen ergibt zwar einen klaren Himmel aber 6 Grad über Null und einen kräftigen Föhnsturm. Vor allem der unangenehme Wind raubt uns etwas die Motivation und wir entschliessen uns für die ursprüngliche Planung, am Sonntag nur eine kleine Tour zu machen. Um 5 Uhr geht's dann los. Nach etwas rumgesumpfe im nur schwach überfrorenem Schnee wird's weiter oben dann doch noch schön fest.
Wir gehen nach Südosten auf den Hohenferner und steigen dann auf den östlich der Köllkuppe gelegenen Berg (3200m) auf. Der Schnee ist griffig und der Aufstieg macht richtig Freude. Der Blick auf den immer noch blauen Himmel und die in Richtung Zufallspitze aufsteigenden Seilschaften macht uns etwas Zweifeln. Hätten wir nicht doch die Zufallspitze angehen sollen? Zumindestens der weiterhin sehr starke Wind gibt uns aber recht – wenn es schon auf 3200 m zum Umblasen reicht wie siehts dann 500 m drüber aus.
Die Abfahrt zur Hütte ist
dann wieder sehr schön. Die Sonne hat noch keine Kraft und so
ist der Schnee sehr hart und griffig. Und wenn man vorsichtig
schwingt bricht man auch nicht ein.
Um 8 Uhr sind wir wieder an der
Hütte. Gepackt und saubergemacht ist schnell und wir fahren bis
zum Gletscherlehrpfad ab. Dort heissts dann die Ski schultern und auf
der Zufallhütte gibt's noch einen Kaffee. Schnell sind wir am
Parkplatz und schon vor 11 Uhr fahren wir los. Der Himmel bewölkt
sich inzwischen, die Kaltfront ist im Anmarsch und im Norden fängts
dann richtig an zu schütten.. Die Rückfahrt ist leider
nicht so schön, wir kommen an zwei schweren Verkehrsunfällen
mit insgesamt 4 Rettungshubschraubern vorbei.
Fazit: Die Martellhütte ist ein günstiger Ausgangspunkt für die unternommenen Touren. Auch die Schneeverhältnisse waren für Ende Mai sehr gut so dass nur für einen Teil des Hüttenauf- und abstiegs getragen werden musste. Der Winterraum der Martellhütte ist nur mit Schlafplätzen ohne alles ausgestattet (ist aber in der Gegend wohl so üblich). Insgesamt waren es drei sehr schöne Tourentage – vielleicht hätten wir am letzten Tag aber noch etwas ambitionierter sein sollen.