Bergtouren im hinteren Ötztal 20/21.07.2013 , Gurgler Eisjoch, Hochwilde, Schalfkogel
Das diesjährige Hüttenwochenende der DAV Sektion Karlsruhe steht an. Neben Wanderungen sollen diesmal auch Hochtouren im Programm stehen. Da die Übergänge über den Hauptkamm nach Südtirol in den letzten Jahren in der Sektion etwas in Vergessenheit geraten sind bietet sich die Gelegenheit an. Marcus ist mit von der Partie.
Der Weg über das Gurgler Eisjoch kann eine Wegealternative zum vielbegangenen E5 (Similaunjoch) darstellen. In einer separaten Beschreibung (pdf-Datei) wird der Weg über das Gurgler Eisjoch dargestellt – in der Erwartung, daß in Zukunft dieser über ein kurzes Stück Gletscher führende Weg mehr Beachtung erhält als bisher.
Samstag 20.07.2013: Gurgler Eisjoch, Stettiner Hütte (Rifugio Francesco Petrarca), Hochwilde Überschreitung
Um 5 Uhr gibt’s für Hochtourengeher/innen Frühstück auf der Langtalereckhütte und so können wir um halb sechs die Hütte verlassen. In der Nacht hats aufgeklart was gute Verhältnisse verspricht. Bald kommen wir am Hochwildehaus wo wir Siggi guten Morgen wünschen können. Bald nach der Hütte beginnt auch schon der Firn. Manchmal brechen wir auch ein was die Fortbewegung hemmt. Aber weiter oben auf dem Gletscher trägt der Firn doch ganz gut und wir sind recht zügig im Joch südseitig des Anakogels.
Von dort ziehen wir dann hinüber ins Joch 3151 (was auf älteren AV-Karten fälschlicherweise als Gurgler Eisjoch verzeichnet ist) und werfen einen ersten Blick hinunter ins Fossental. Eine nicht zu steile, mit Firn gefüllte Rinne, führt in den Kesselboden. Mit Ski lässt sich hier sicher gut abfahren aber die haben wir nicht mitgebracht. Man könnte über den Firn auch zu Fuss absteigen aber der zu bevorzugende Übergang geht über das Eisjoch (3134) etwa 500 m weiter westlich. Das Joch steuern wir jetzt auch an. Da der Schnee im Gratbereich nicht gut trägt nutzen wir die Felsen über die sich unschwierig bis zum Eisjoch gehen lässt. Der Punkt 3169 wird dabei überschritten.
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Man kann das Gurgler Eisjoch auch direkter ansteuern was sich anbietet wenn man nicht so gerne auf dem Gletscher unterwegs ist. Hierzu kann man vom Hochwildehaus über Schuttfelder ans nördliche Ende des Mitterkamms laufen. Auf der Westseite des Mitterkamms geht man dann auf Schuttfeldern am Gletscherrand hinauf und kann dann den Gletscher hinüber zum Gurgler Eisjoch queren (Spalten auf der Karte eingezeichnet). Bei dem vielen Schnee jetzt macht das keinen Sinn.
Im Joch finden wir ein eingeschneites Fixseil und Wegspuren mit Markierungen auf der rechten Seite der Rinne. Ein im oberen Bereich steiles Schneefeld führt weit hinunter (bis fast zur Grubalpe) und lockt. Wir machen es uns deswegen leicht und legen Steigeisen an. Die ersten 100 hm können wir den Steigverlauf noch gut sehen – im Schutt auf der westlichen Seite der Rinne ist eine Spur vorhanden. Diese zieht dann auf ca. 3000m in den westlichen Bereich der breiter werdenden Rinne und weiter nach unten über Wiesen. Wir bleiben auf dem Schneefeld im Bereich des Baches. So sind 500 hm knieschonend zurückgelegt und recht schnell stehen wir auf den grünen Matten der Grubalpe. Oberhalb der verfallenen Alphütte laufen wir über idyllische Wiesen nach Westen.
Ca. 1km westlich der Grubalpe ist der Meraner Höhenweg erreicht. Hier hat es dann mit der Einsamkeit ein Ende. Auf dem gut ausgebauten Weg sind wir bald auf der Stettiner Hütte. Hier gibt es sehr feinen Kuchen was wir für ein zweites Frühstück und eine Pause nutzen. Von der Hütte steigt man direkt in die Südwestflanke der Hochwilde ein. Auf gut ausgebautem Weg geht es zügig bergauf. Auf knapp 3200m schwenkt der Weg dann aus der Südflanke in Richtung Südgrat ab (früher verlief der Weg weiter in der Südflanke und man ging über den Westgrat zum Gipfel). Ein paar Wegstücke sind mit Seilen ausgestattet was aber eigentlich nicht nötig ist. Nur sehr selten muss man einmal die Hände zu hilfe nehmen.
Vom Südgipfel der Hochwilde hat man sehr schöne Ausblicke. Die Berge der Texelgruppe (Hohe Weisse&Co) sind zwar niedriger aber spektakulär wegen ihren Felsformationen. Wir haben Glück daß sich die zwischenzeitlich gebildeten Quellwolken wieder aufgelöst haben. Unser Weg verläuft nun nach Norden über den Gipfelgrat. Anfangs Gehgelände über einen Blockgrat. Später dann Kletterei bis zum IIten Grad. Die alten Stahlseile wurden fast vollständig durch neues Material ersetzt. Gegen Ende der Überschreitung nehmen wir auch noch das Seil heraus und üben ein wenig das Vor- und Nachsteigen am Grat und das gemeinsame Gehen am Seil. Recht schnell ist dann auch der Nordgipfel erreicht welcher auch ein Gipfelkreuz hat.
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Der Abstieg vom Nordgipfel ist ebenfalls teilweise mit Stahlseilen versichert was im Abstieg aber doch hilfreich ist. Auf dem Gletscher angekommen legen wir dann das Seil an und machen uns in Richtung Anakogel auf den Weg wo wir dann auf unseren Aufstiegsweg treffen. Auf dem Hochwildehaus dopen wir uns mit Süßgetränken und machen uns auf den Weg zur Langtalereckhütte. Dort treffen wir auf Susanne, Ansa & die anderen Teilnehmer/innen des Sektionswochenendes die in größeren Gruppen das Eiskögele und den Klettersteig besuchten. Nach dem Ausklingen des Nachmittages auf der Hüttenterasse gibt’s dann auch bald Abendessen.
Sonntag, 21.07.2013: Schalfkogel Überschreitung
Auch an diesem Morgen gibt’s um 5 Uhr Frühstück. In der Nacht war es leider zugezogen und es hat auch etwas geregnet. Da Ansa mit ihrem Knöchel noch etwas Beschwerden hat geht sie nur eine kleine Runde in Richtung Hochwildehaus. Marcus und Erik gehen in Richtung Schalfkogel. Aufgrund der nächtlichen Bewölkung ist der Schnee leider nicht durchgefroren. Schon die Querung des Gurgler Ferners bis zum Einstieg in den Osthang des Schalfkogels ist beschwerlich. Zum Glück ist ab hier eine Spur vorhanden so daß man nicht bodenlos einsinkt. Deutlich mühsamer als am gestrigen Tag geht es aufwärts. Zuerst über ein Band nach Süden und später dann steil hinauf auf den Kleinleitenferner. Dieser ist im mittleren und oberen Bereich recht flach und führt bequem hinauf ins Schalfkogeljoch. Über einen kurzen Felsaufschwung und über einen blockigen Rücken geht es weiter. Im oberen Bereich wechselt man dann wieder in den Firn und geht die letzten Meter zum Gipfel.
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Es ist noch früh am Tag und es dauert noch etwas bis zwei Seilschaften vom Ramolhaus eintreffen. Wir steigen in Richtung Firmisanjoch ab. Es wechseln sich Stellen im Firn und über sehr brüchigen Fels ab. Vom Firmisanjoch geht es dann noch wenige Höhenmeter aufwärts bis zu einer Stelle wo sich der Gletscher auf der Ostseite der Firmisanschneide fast bis zum Grat hinauf zieht. An dieser Stelle kann man leicht auf den Gletscher wechseln und wir legen das Seil wieder an. Der Schnee ist schon sehr weich und wir sind froh daß es in mäßiger Steilheit hinunter geht. Wir steigen in nordöstlicher Richtung ab bis wir auf einer Höhe von ca. 3000m auf breite Bänder treffen welche sich zum Ramolhaus hinüber ziehen. Wir gehen so weit bis wir den Hüttenweg zum Ramolhaus unter uns haben und steigen dann direkt hinunter.
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Nun geht es noch 1200hm hinunter nach Obergurgl wo wir Anton und Irmgard treffen und nach Karlsruhe zurückfahren.
Fazit: Zwei sehr schöne Hochtouren. Die Hochwildeüberschreitung bietet ganz passablen Fels und Sicherungsseile für alle Fälle. Die Stettiner Hütte macht guten Kuchen (sicher auch gutes Abendessen wenn man eine Übernachtung einplant – was man sollte). Der Schalfkogel bietet schöne Ausblicke – man muss aber auf seinen Graten Ötztaler Rumpelschotter in Kauf nehmen (und möglichst früh starten, ostseitige Ausrichtung). Mit den Hütten Langtalereckhütte, Hochwildehaus und Ramolhaus sind gut bewirtete alpine Stützpunkte vorhanden die einen Besuch wert sind.